Die Morgenandacht Hinter der Kirchentür

Ulrike Bänsch
Ulrike Bänsch

Die Morgenandacht Hinter der Kirchentür

Pastorin Ulrike Bänsch geht an einer halboffenen Kirchentür vorbei. Dabei geht auch ihre Phantasie spazieren, was sie hinter dieser Tür erwarten könnte.

Bild: Bremische Evangelische Kirche

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Pastorin Ulrike Bänsch geht an einer halboffenen Kirchentür vorbei. Dabei geht auch ihre Phantasie spazieren, was sie hinter dieser Tür erwarten könnte.

Draußen dämmert es bereits. Durch die bunten Kirchenfenster scheint ein freundliches Licht.  Die Tür ist einen Spalt geöffnet. Musik dringt aus dem Inneren des Kirchraums auf die Straße. Ich halte einen Moment inne und überlege, ob ich hinein gehe. Dabei frage ich mich: Was erwarte ich eigentlich, wenn ich eine Kirchentür öffne? Ich hoffe, dass ich hinter der Kirchentür einen Ort finde, der mich zur Ruhe kommen lässt und der Geborgenheit ausstrahlt. Ich wünsche mir, dass ich im  Kirchraum die Hoffnung und das Vertrauen vieler Menschen spüre, die dort vor mir gebetet und gesungen haben.

Ich wünsche mir auch, dass ich in der Kirche auf Menschen treffe, die mich annehmen wie ich bin. Ich hoffe, dass ich dort zugleich Menschen finde, die nicht alles hinnehmen, die protestieren, wenn Unrecht und Hass sich ausbreiten. Ich wünsche mir, dass es dort immer wieder fröhlich zugeht, und ich auf Menschen treffe, mit denen ich feiern und lachen kann. Ich hoffe, dass es in der Kirche Raum für meine Trauer und meine Tränen gibt. Und dass mir in der Kirche Menschen begegnen, die sich selbst nicht für besser halten als andere.  

Dass ich auf Menschen treffe, die Konflikte nicht mit Gewalt lösen wollen und doch von dieser Welt sind. Ich hoffe, dass ich in der Kirche Menschen unterschiedlicher Generationen finde, die Gerechtigkeit und Frieden für alle suchen. Ich wünsche mir, dass ich an diesem Ort nicht perfekt sein muss. Dass ich hinter der Kirchentür auf Menschen treffe, die Wärme und Herzlichkeit ausstrahlen und die eine Quelle kennen, aus der endlose und bedingungslose Liebe strömt. Ich hoffe, dass mich dort biblische Worte finden, die mitten in mein Leben klingen.

Ja, das wünsche ich mir hinter der Kirchentür: einen Ort der Wärme für alle, einen Ort der Gemeinschaft und des Suchens, einen Ort der Lebensfreude und des Trostes, einen Ort der berührenden Musik und der Lobgesänge, einen Ort der Hoffnung. Das gelingt vermutlich nicht immer, aber doch immer wieder, dass Menschen solches in Kirchräumen entdecken. Während ich die Tür aufziehe, kommen mir die Worte eines Gedichtes von Manfred Hausmann in den Sinn: "Ich möchte eine alte Kirche sein voll Stille, Dämmerung und Kerzenschein. Wenn du dann diese trüben Stunden hast, gehst du herein zu mir mit deiner Last."

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  • Ulrike Bänsch

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