Sounds

Retro-Spuren

Zwar beziehen sich viele aktuelle Bands auf den Sound vergangener Jahrzehnte, von einer Krise oder Kreativlosigkeit kann man dabei aber nicht sprechen. Kula Shaker ist eine vielschichtige Band aus Großbritannien, die ganz ähnlich den Beatles in ihrer Rockmusik auch indische Klänge mit einfließen lassen. Insbesondere die Sitar spielt bei ihnen immer wieder eine gewichtige Rolle. Eine aktuelle Single der Band ist nun auch ein Cover eines John Lennon-Songs. Die kanadische Band The Blaze Velluto Collection hat mit ihrem neuen Album "What’s on your mind" ebenfalls einen Blick in die Wohnzimmer der 60er Jahre geworfen: ihre neuen Songs erinnern in Teilen an die Intromusik alter Fernsehserien und erinnern an die musikalische Grenzoffenheit der Musikszene in San Francisco oder Los Angeles zur Hippiezeit. Los Angeles hat zudem Spuren bei der deutsch-türkischen Musikerin Ilgen-Nur hinterlassen: während der Pandemie hat sie einige Zeit in Kalifornien gelebt, dort neue Musik geschrieben, die wie durch einen Schleier melancholische Blicke in die Vergangenheit wirft.

Susan Tedeschi

Susan Tedeschi hat 1998 der Welt bewiesen, dass Gitarrengiganten nicht immer Männer sein müssen. Ihr zweites Album "Just won’t burn" kam vor 25 Jahren raus und brachte ihr wenig später eine Grammy-Nominierung als beste neue Künstlerin neben unter anderem Britney Spears oder Kid Rock ein. Gewonnen hat sie damals zwar nicht, aber ein breiteres Publikum wurde auf die damals 28-Jährige Gitarristin, Sängerin und Songschreiberin aufmerksam, der Stern Tedeschi geht auf. Auf Tour mit den Allman Brothers lernt sie Anfang der 2000er ihren Ehemann Derek Trucks kennen: sie gründen eine Familie und die von vielen beachtete Tedeschi Trucks Band. Zum Jubiläum ihres Durchbruchalbums ist nun eine Spezialausgabe von "Just won’t burn" erschienen, auf der sich neben den ursprünglichen Songs auch Demos und Liveversionen finden. Insbesondere letztere zeigen, was für eine herausragende Musikerin und Sängerin Susan Tedeschi bei Konzerten ist.

Steven Wilson

Musikfans ausgedehnter Stücke und ungewöhnlicher Wendungen klatschen in die Hände, denn der Brite Steven Wilson hat ein neues Album veröffentlicht. Steven Wilson hat sich in den letzten Jahrzehnten zum "King of Prog Rock" entwickelt und für sein neues Album "The Harmony Codex" viele Größen des Musikgeschäfts in sein Studio nördlich von London eingeladen. Unter anderem die israelische Sängerin Ninet Tayeb, die schon mehrmals mit dem Multiinstrumentalisten Wilson zusammengearbeitet hat und Schlagzeuger Sam Fogarino von Interpol. Sie sollten ihre eigenen Farben mit in das Album bringen und das ist gelungen. Komplexe Songs mit proggigen Elementen stehen neben akustischer Gitarre und Trip-Hop Beats. Steven Wilson empfindet sich als eine Alternative zu Großteilen der sonstigen aktuellen Musikwelt, in der Songs nach 15 Sekunden zünden müssen, um Streaminggerecht zu funktionieren. Er möchte seine "Listeners", wie er liebevoll seine Fans nennt, nicht unterschätzen und mit "The Harmony Codex" besteht dafür keine Gefahr. Auch auf diesem Album gibt es wieder Titel mit mehr als zehn Minuten Länge.