Sounds

"The Poet" – Leonard Cohen

Es war eines der großen Comebacks der jüngeren Musikgeschichte: die Rückkehr von Leonard Cohen auf die Konzertbühne. Im Jahr 2008 startete der kanadische Poet, Songwriter und Musiker einen Reigen von Live-Konzerten, der ihn – mit Unterbrechungen – bis 2013 in große Open-Air-Arenen und Hallen führte. Es waren Orte, die im Zuge der mehr als dreistündigen Auftritte von seelenlosen Arenen zu weihevollen Orten innerer Einkehr wurden. Nostalgische Wehmut mischte sich dabei mit der Erkenntnis, dass die Kraft der Poesie Cohens noch immer von besonderer Intensität und Bedeutung war. Im Ton freundschaftlicher Verbundenheit zelebrierte der alte Mann aus Montreal würdevoll seine Auftritte. Er gab seinem Publikum dabei das Gefühl, in Landschaften menschlicher Seelentiefe zu reisen. Als 1967 das erste Cohen-Album erschien, hatte der 1934  geborene Sohn jüdischer Eltern schon eine Karriere als Dichter. Er war zu jung für die "Beat-Generation" von Kerouac und Ginsberg, zu alt für die rebellische Jugend der sechziger Jahre. Leonard Cohen war ein Solitär, dazu ein Vokalist, der besonders mit seinen frühen Songs das Leben seines Publikums begleitete und prägte. Im Spätwerk immer wieder mit einem dunklen und selbstironischem Humor, der das Image des Künstlers als "Prophet des Untergangs" Lügen strafte. Mit "You Want It Darker" veröffentlichte Cohen nur wenige Wochen vor seinem Tod eines der großen Abschiedswerke der populären Musik. Als Titan der Songpoesie, für immer zu Hause im von ihm selbst einst besungenen "Tower Of Song".  Am 21. September wäre Leonard Cohen neunzig Jahre alt geworden.

Sara Decker

Sara Decker ist eine der spannendsten Jazzsängerinnen und Komponistinnen hierzulande. Sie hat am Konservatorium Maastricht in den Niederlanden und als Fulbright Scholar an der Manhattan School of Music in New York studiert und wurde für ihre musikalische Arbeit mit zahlreichen Preisen und Stipendien ausgezeichnet. "expand" – "erweitern". So hat Sara Decker ihr aktuelles Album genannt. Dabei war die Jazzsängerin und Komponistin auch bisher schon breit aufgestellt: Sie verbindet in ihrer Musik Improvisationskunst mit avancierter Popstilistik. Doch mit "expand" hat sie ihre Klangmöglichkeiten nochmal deutlich erweitert. Der Albumtitel "Expand" signalisiert aber auch die Ausdehnung der Band: Die aufstrebende Trompeterin Heidi Bayer ist dabei, ebenso die Schlagzeugerin Mareike Wiening. Beide sind gefragte Musikerinnen der Kölner Jazzszene. Zusätzlich sind die finnische Bassistin Kaisa Mäensivu und die taiwanesische Vibraphonistin Yuhan Su zu hören, die in New York ansässig sind. Dass Sara Decker erstmals eine rein weibliche Band um sich geschart hat, ist in der immer noch männlich dominierten Jazzszene durchaus als Statement zu verstehen.

Sara Decker stellt ihr neues Album "expand" zum Abschluss des women in emotion-Festivals am 30. September auch live vor. Mit mit ihrem transatlantischen Quintett spielt sie im Kulturzentrum Schachthof in Bremen.

John David Souther

Mit dem Sänger und Songwriter JD Souther verstarb am 17. September nicht nur einer der Architekten des südkalifornischen Westcoast-Sounds der siebziger Jahre, die Musikwelt verlor auch einen ewig unterschätzten Interpreten, der sich in späteren Jahren zusehends als jazzbeeinflusster Singer-Songwriter profilieren konnte. Als junger Mann zählte der geborene Texaner in Los Angeles zum engeren Kreis der Eagles. Er schrieb als Co-Autor berühmte Songs der Band ("Best Of My Love", "New Kid In Town", "How Long"). Doch auch die Solokarriere von Souther hatte aus heutiger Sicht etliche Song-Perlen zu bieten, wenngleich die früh erlangte ökonomische Freiheit auch zu einer mehr als zwanzigjährigen Plattenpause des Musikers führte, die dann mit einigen herausragenden Jazz-Songalben beendet wurde. JD Souther kehrte zurück auf Clubbühnen. Er verstarb überraschend in seiner Wahlheimat New Mexico – nur wenige Tage vor einer weiteren US-Tour.

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