Was wir hören 10 Podcasts, die wir 2022 am liebsten gehört haben
Standdatum: 23. Dezember 2022.
Ob Hörspiele, die neue Welten eröffnen, Doku-Podcasts, die hinter die Kulissen führen, oder intensive Gespräche, die den Horizont erweitern: Diese 10 Podcasts solltet ihr nicht verpassen.
1 Warum so still? Introvertiert durchs Leben
Introvertierte Menschen sind langweilig und unscheinbar – so das Klischee. Dass das nicht stimmt, zeigen Host Esther Willbrandt und ihre Gäste in diesem Podcast. Esther Willbrandt bezeichnet sich als introvertiert. Im Gespräch mit anderen "Intros" spricht sie über das leise Leben in einer lauten Welt.
Warum sich das Hören lohnt:
Man lernt viel über introvertierte Menschen, wie man auf sie Rücksicht nehmen kann und ihre Zurückhaltung richtig interpretieren kann. Kluge Unterstützung bekommt Esther Willbrandt in jeder Folge von der Psychologin Veronika Bamann.
2 Lost Sheroes – Frauen, die in den Geschichtsbüchern fehlen
Es geht um Frauen, die Heldinnen sind, die wir allerdings bis jetzt nicht kennen. Denn Frauen, ihr Wirken und Erfolge fehlen in unseren Geschichtsbüchern. Host Milena Straube stellt in jeder Folge eine Frau vor, die Vorreitern auf ihrem Gebiet war – die erste Piratin, die erste Schriftstellerin oder auch eine Frauenmedizinerin.
Warum sich das Hören lohnt:
So hätten wir uns damals unseren Geschichtsunterricht gewünscht: Unterhaltsam, informativ und wesentlich weiblicher. In den sechs kurzweiligen Folgen lernen wir Protagonistinnen der Geschichte kennen, denen wir gern schon früher begegnet wären.
3 Winnetou ist kein Apache – Karl-May-Spiele auf dem Prüfstand
Das I-Wort ist keine Selbstbezeichnung und eine Kultur ist kein Kostüm. Dennoch gibt es in Deutschland mehrere Karl-May-Spiele – und genau diese stehen hier auf dem Prüfstand. Ist es noch zeitgemäß, sich als Winnetou zu verkleiden? Sind Karl May-Spiele kulturelle Aneignung? Antworten auf die Frage geben unter anderem Winnetou-Darsteller Alexander Klaws und Indigene.
Warum sich das Hören lohnt:
Die Ehrlichkeit und auch die Perspektive machen diesen Podcast besonders. Der Host Ben Hänchen hat viel zu verlieren – er ist mit den Karl-May-Spielen aufgewachsen und hat dort mitgespielt. Ob er weiterhin dabei sein möchte, weiß er zu Beginn des Podcasts nicht.
4 Plötzlich Mächtig – das erste Jahr im Bundestag
Vier junge Menschen ziehen im September 2021 in den Bundestag als Abgeordnete ein, um Deutschland zu verändern. Aber wie viel Macht haben sie wirklich? Und wie funktioniert Politik in Zeiten von Krieg, Klimakrise und Pandemie? Ein Jahr lang begleitet ein Team des ARD-Hauptstadtstudios Erik von Malottki (SPD, 36), Schahina Gambir (Grüne, 31), Muhanad Al-Halak (FDP, 33) und Anne Janssen (CDU, 40) durch ihren neuen Alltag.
Warum sich das Hören lohnt:
Der Podcast gibt Einblicke hinter die Kulissen des Politikbetriebs – mit seinen eigenen Regeln und Machtkämpfen. Die Hörenden erfahren, wie die "Neuen" um Entscheidungen ringen und wie die neue Verantwortung ihre politischen Überzeugen und ihr Leben auf die Probe stellt.
5 Unter Almans – migrantische Geschichte(n)
Es geht um Deutschland als Einwanderungsland – Host Salwa Houmsi lädt zu diesem Thema prominente Gäste wie Sängerin Joy Denalane ein. Sie sprechen über den Anschlag in Hanau, über Apartheid, aber auch über persönliche Erfahrungen. Die intensiven Gespräche werden ergänzt mit historischen O-Tönen und aktuellen Stimmen aus den verschiedenen Communities.
Warum sich das Hören lohnt:
Die Geschichte Deutschlands wird hier konsequent aus der Sicht der Einwandernden erzählt. Diese Perspektive ist nicht nur interessant, sondern tut immer wieder richtig weh. In jeder Folge geht es nämlich auch um Rassismuserfahrungen – und es wird fast immer emotional und entlarvend.
6 Kein Mucks – Krimi-Podcast mit Bastian Pastewka
In jeder Folge gibt es ein anderes Kriminalhörspiel aus dem Archiv. Dazu schwärmt Bastian Pastewka von seiner Leidenschaft: gruselige Gräber, einsame Häuser im Nebel und alles andere, was zu alten Kult-Krimis dazu gehört. 2022 geht "Kein Mucks" in die vierte Staffel – und guckt diesmal nicht nur ins Radio-Bremen-Archiv, sondern hebt die Archivschätze aus der ganzen ARD und dem Deutschlandfunk Kultur.
Warum sich das Hören lohnt:
Die spannenden Hörspiele machen diesen Podcast so hörenswert. Und Bastian Pastewka, der das Genre mit viel Sachverstand, aber vor allem mit überschwänglicher Freude fürs Detail und liebevollem Witz feiert.
7 War's das? Maren Kroymann feiert das Älterwerden
Schauspielerin Maren Kroymann empfängt in diesem Podcast Frauen über 50 und redet mit ihnen über das, was sonst oft tabuisiert ist: Das Alter und das Altern. Wie ist es, wenn sich die Wechseljahre ankündigen? Warum werden Frauen ab 50 in den Medien immer unsichtbarer?
Warum sich das Hören lohnt:
Nach den sechs Gesprächen weiß man: Wir hören Frauen ab 50, ihre Geschichten und Erfahrungen viel zu selten. Ob Wissenschaftlerin, Moderatorin oder Wirtschaftsexpertin: Die Gäste erzählen davon, wie steinig ihr Karriereweg war und wie sie nun aufs Alter blicken. Gastgeberin Maren Kroymann gibt dabei Einblicke in ihre eigene Biografie – eine gute Mischung!
8 Wen dürfen wir essen? Doku über die Zukunft des Fleischkonsums
Warum essen wir Fleisch? Die Suche nach Antworten führt Autor Jakob Schmidt in sechs Länder auf drei Kontinente. In diesem Doku-Podcast spricht er mit Massentierhaltern und Philosophie-Professoren, Ernährungs-Gurus und Food-Tech-Pionieren, Klima-Wissenschaftlerinnen und Tierschutzbeauftragten. Der Podcast erkundet unser ambivalentes Verhältnis zu den Lebewesen, die wir töten und essen. So wird die simple Ausgangsfrage zu einer Zeitreise in die Geschichte und in die Zukunft des Fleischkonsums.
Warum sich das Hören lohnt:
Wer glaubt, das Thema schon komplett durchdacht zu haben, sollte sich diese sechs Folgen anhören. Es ist kein Podcast der einfachen Fragen und Antworten, sondern einer, der von Neugier getrieben ist. Das Ende jeder Folge wirft dramaturgisch geschickt neue Fragen auf, an denen sich die Hörenden abarbeiten und mitdenken können.
9 Cryptos – Climate-Fiction-Podcast
Die Geschichte spielt in einer Zukunft, in der die Menschen nicht mehr gesund und sicher leben können. Ihr Leben findet nur noch in virtuellen Welten statt. Virtuell können sie überall hinreisen: in Feenwelten oder nach Venedig. Die Hauptfigur Jana programmiert solche Welten. Doch diese Idylle wird gestört. Jemand bringt dort Menschen um. Jana und ihre Freunde suchen den Mörder.
Warum sich das Hören lohnt:
Bei Cryptos überzeugen der spannende Text von Bestsellerautorin Ursula Poznanski und die herausragende Inszenierung von Janine Lüttmann, der Regisseurin. Die Serie wechselt ständig zwischen unterschiedlichen Welten – und jede davon hört sich durch die eigens komponierte Musik anders an.
10 Die Flut – warum musste Johanna sterben?
Der Podcast erzählt die Geschichte von Johanna Orth aus Bad Neuenahr-Ahrweiler. Sie ist 22 Jahre alt, als sie in den Fluten stirbt. Host Marius Reichert stellt sich die Frage, warum sie so jung sterben musste. Im sechsteiligen Podcast begibt er sich auf die Suche nach Antworten rund um die Ereignisse dieser Nacht im Juli: Wie konnte es so weit kommen? Wer trägt Verantwortung?
Warum sich das Hören lohnt:
Host Marius Reichert ist selbst im Ahrtal aufgewachsen und erzählt emphatisch die Geschichte von Johanna. Gleichzeitig zeigt er auch nüchtern die Fakten und Zusammenhänge der Flutnacht auf. Die Geschichte gibt den Toten, den Opfern der Flut und den Angehörigen eine Stimme.
Achtung – im Podcast werden die Todesumstände von Johanna und der Umgang mit ihrem Tod explizit beschrieben. Wenn euch Themen wie Tod, Trauer oder Suizid belasten, oder ihr selbst von den Ereignissen betroffen wart und traumatisiert seid, dann hört euch den Podcast besser nicht an – oder nicht allein. Hilfe findet ihr zum Beispiel bei der Telefonseelsorge unter 08001110111.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 24. Dezember 2022, 8:20 Uhr