Auf der Bühne Pompöses Musiktheater: "Der Rosenkavalier" am Stadttheater Bremerhaven
Worum geht es?
Der 17-jährige Octavian hat eine Affäre mit der viel älteren, verheirateten Fürstin Werdenberg. Eines Morgens wird das Liebespaar fast vom Vetter der Fürstin, dem Baron Ochs von Lerchenau, im Bett erwischt. Und der ist ein ziemlich widerlicher Typ: Als Octavian sich kurzerhand als Kammerzofe verkleidet, um nicht entdeckt zu werden, versucht der Baron sofort, ihn anzugrabschen. Der Baron ist mit einem Anliegen zur Fürstin gekommen: Er will eine junge Frau namens Sophie heiraten, weil er dringend Geld braucht, und hofft auf Unterstützung. Die Fürstin schlägt Octavian als sogenannten Rosenkavalier vor, der mit einer silbernen Rose zuerst bei Sophies Familie vorspricht und für den Fürsten wirbt. Das macht Octavian auch - und verliebt sich prompt in Sophie. Und damit nimmt die Geschichte ihren Lauf.
Was gab es zu sehen?
Pompöse und glamouröse Kostüme im Rokoko-Stil des 18. Jahrhunderts und ein ebenso buntes und detailverliebtes Bühnenbild: Alle tragen hohe, lockige Perücken, die Frauen tragen riesige, bunte Reifröcke und Korsette, die Männer tragen bunte und verzierte Samtjacken. Das entspricht ganz der Idee von Komponist Richard Strauss und Liberettist Hugo von Hofmannsthal, die "Der Rosenkavalier" ganz bewusst in dieser verschwenderischen Zeit angesiedelt haben, denn sie wollten damit die Monarchie und den Adel in ihrer eigenen Zeit um 1900 kritisieren.
Wer sollte die Aufführung nicht verpassen?
Fans von herausragender Opernmusik kommen voll auf ihre Kosten. Wegen der historisch-anmutenden Inszenierung (Regie: Julius Theodor Semmelmann) kommen sowohl die Sängerinnen und Sänger als auch das Philharmonische Orchester Bremerhaven (Leitung: Marc Niemann) voll zur Geltung. Gerade Signe Heiberg (Fürstin Werdenberg), Boshan Milkov (Octavian), Philipp Mayer (Baron Ochs von Lerchenau) und Victoria Kunze (Sophie) glänzen in ihren Rollen, sowohl stimmlich als auch schauspielerisch.
Was sagt die Kritikerin?
Trotz der insgesamt vier Stunden langen Inszenierung ist die Oper sehr kurzweilig - im absolut positiven Sinne. Die Sängerinnen und Sänger können dank der Inszenierung richtig glänzen. Und gerade Elemente, die eigentlich ein bisschen überzogen wirken, passen genau in diese künstliche Rokoko-Welt: Der "Cupiderl" (Laura Gabrielli) ist ein kleiner, mit dickem Bauch versehener Engel, der immer wieder mit überzogenen Gesten und verzogenem Gesicht die Handlung kommentiert und für viele Lacher sorgt. Am Ende gab es langen Applaus und viele Jubelrufe.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, der Morgen, 05.05.2024, 11.10 Uhr