Auf der Bühne Romeo und Julia – "Soft Rebellion": Ein Klassiker wird neu inszeniert

Autorin

Jorid  Lukaczik und Aburvian Susiananthan
Julia und Romeo in "Soft Rebellion", gespielt von Jorid Lukaczik und Aburvian Susiananthan Bild: Theater Bremen | Jörg Landsberg

Romeo und Julia und verlieben sich – und sterben dann beide. Muss das sein? Im Kleinen Haus des Theater Bremen inszeniert Yeşim Nela Keim Schaub mit "Soft Rebellion" eine ganz neue Version des Shakespeare Klassikers.

Worum geht es in dem Stück?

Jorid Lukaczik und Barbara Krebs
Tanzen gegen Konventionen, v.li.: Julia (Jorid Lukaczik) und Lorenzo (Barbara Krebs) Bild: Theater Bremen | Jörg Landsberg

Das Stück fängt klassisch an: Romeo und Julia verlieben sich. Sie dürfen ihre Liebe aber nicht ausleben und versuchen, diesen Zwiespalt auszuhandeln. Neben diesen bekannten Aspekten bietet die Version von Regisseurin Yeşim Nela Keim Schaub viele moderne Passagen – und vor allem moderne Musik. Anders als bei William Shakespeare, singen die sechs Schauspielenden und spielen Instrumente auf der Bühne. Julia singt davon, wer sie sein will. Sie ist verunsichert, weil alle anderen so viel auf sie projizieren. Das ist ein durchgängiges Motiv in dieser modernen Adaption: Welche Vorstellungen haben wir von den Figuren und wie lässt sich mit diesen Erwartungshaltungen brechen?

Was ist auf der Bühne zu sehen?

Jorid Lukaczik und Barbara Krebs
In "Soft Rebellion" stehen die Akteur:innen innerlich wie äußerlich auf unsicherem Boden. Bild: Theater Bremen | Jörg Landsberg

Schon am Anfang sagt eine Figur sinngemäß: "Ich will ausbrechen aus dem Streit, den Erwartungen. Ich will unsicheren Boden." Und dieser unsichere Boden ist durch schräge Platten bildlich dargestellt. Die Platten sind steil, dadurch entstehen Spalten und Gräben. Die Schauspielenden meistern diese Bühnensituation mühelos. Sie selbst haben an diesem Bühnenaufbau mitgewirkt, denn während der Proben hat sich die Fassung des Stücks nochmal gewandelt. Viele Gedanken der Schauspielenden sind mit eingeflossen, erzählt Regisseurin Yeşim Nela Keim Schaub: "Ich möchte kein fertiges Werk inszenieren, und das nur neu anordnen, sondern, dass das was mit uns zu tun hat."

An wen richtet sich das Theaterstück?

Das Stück ist von und für junge Menschen gemacht. Beim "Moks-Theater" stehen die jungen Schauspielenden im Rampenlicht und auch das Publikum ist sehr jung. Das Theaterkonzept möchte Kinder und Jugendliche für das Theater gewinnen und fordert bewusst zum Mitmachen auf. Für ihr letztes Moks-Stück "Eddy (oder ein anderer)" am Theater Bremen war die Regisseurin Yeşim Nela Keim Schaub für den deutschen Theaterpreis "Der Faust" nominiert.

Was sagt unsere Kritikerin?

Der Versuch, aus dem Alten auszubrechen, hat mir gut gefallen. Das wurde vor allem am Ende des Stückes deutlich, denn in Shakespeares Drama geht es um zwei Seiten: Wer ist Freund oder Feind? Wer ist gut oder böse? In "Soft Rebellion" versuchen die beiden Hauptfiguren aus diesem Schwarz-Weiß-Denken auszubrechen und die Zwischentöne zu finden. Julia sagt zum Beispiel: "Die Welt besteht nicht aus diesen Gegensätzen, wir kreieren sie, die ganze Zeit, im Versuch, die Welt zu verstehen. Wir klammern uns an diese simple Zweiteilung. Aber es ist nicht so einfach, wir werden uns dabei selbst nicht gerecht." Für Yeşim Nela Keim Schaub geht es also auch um Identitätssuche: "Ich glaube, der Versuch, den Julia für mich in diesem Stück macht, ist zu gucken: Wie kann ich eigentlich diese ganzen unterschiedlichen Aspekte von mir ausleben und diese Zwischentöne von mir selbst erfahren und erleben und mich dadurch auch frei fühlen von dem Außen, das mir immer wieder eine Rolle zuschreibt, die klar ist." Und deshalb – so viel sei verraten – geht das Stück auch anders aus als die Originalfassung.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Samstagmorgen, 26. Oktober 2024

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