Lesung Markus Thielemann und Clemens Tangerding sprechen über ländliches Leben

Lesung und Gespräch über "Das Dorf"

Buchcover: Markus Thielemann: Von Norden rollt ein Donner und Clemens Tangerding: Rückkehr nach Rottendorf
Bild: C.H. Beck

Clemens Tangerding, Autor von "Rückkehr nach Rottendorf" und Markus Thielemann, Autor von "Vom Norden rollt ein Donner" sind zu Gast in der Kempowski Stiftung Haus Kreienhoop und lesen aus ihren Büchern. In beiden Büchern geht es um das dörfliche Leben.

Markus Thielemann: "Vom Norden rollt ein Donner" (Roman), C.H.Beck Verlag

Buchcover Markus Thielemann: Von Norden rollt ein Donner
Bild: C.H. Beck

Täglich treiben der 19-jährige Jannes und seine Familie die Schafe über die Flächen der Lüneburger Heide. Doch es herrscht eine gärende Unruhe in der Gegend, der Wolf ist zurück. Es mehren sich Schafsrisse und mit ihnen Konflikte im Dorf, die schnell politisch werden.

Kann Heimatschutz Gewalt rechtfertigen? Während sich die Situation zuspitzt und in Selbstjustiz der Bevölkerung zu eskalieren droht, flüchtet Jannes zu seinen Schafen in die Heide. Bis er dort immer wieder auf eine merkwürdige Frau trifft. Er beginnt, ihr zu folgen, und kommt Schritt für Schritt hinter die Geheimnisse dieser vermeintlichen Sehnsuchtslandschaft, stößt auf Brutalität, völkische Ideologie - und auf ein tiefes Schweigen. Markus Thielemann begibt sich mit seinem fesselnden Anti-Heimatroman tief hinein in die Abgründe eines "urdeutschen" Idylls.

Clemens Tangerding: "Rückkehr nach Rottendorf" (Sachbuch), C.H.Beck Verlag

Buchcover Clemens Tangerding: Rückkehr nach Rottendorf
Bild: C.H. Beck

In den sozialen Medien können wir leicht schreiben: "Wer Faschisten wählt, macht sich mitschuldig." Wer Faschisten wählt, fährt aber auch unsere Kinder zur Schule, steht nachts an der Tankstelle und erneuert das Pflaster auf dem Kirchplatz. In Debattenräumen können wir uns leicht zurückziehen: Wir sind nicht aufeinander angewiesen, müssen uns nicht einigen und keine Aufgaben erledigen. Die meisten Menschen in unserem Land sind aber stärker von Erfahrungen geprägt als von Debatten. Clemens Tangerding führt uns weg von den Polarisierungen und dorthin zurück, wo die Fähigkeit, auch unter erschwerten Bedingungen zusammenzufinden, erstaunlich lebendig ist.

Wie so viele kommt Clemens Tangerding vom Dorf und ist fürs Studium in die Großstadt gezogen. Als promovierter Historiker kehrt er nun aufs Land zurück und diskutiert mit Bürgerinnen und Bürgern über die umstrittene Geschichte ihrer Heimatorte. In einem Mix aus Memoir und politischem Essay erzählt er von Begegnungen in Oerlinghausen und Radeberg, Dietramszell und Neuenbürg. Tangerdings Berichte überraschen: Der viel debattierte Rechtsruck und die antidemokratische Stimmung begegnen ihm so gut wie nicht. Stattdessen zeigen seine Erfahrungen mit verschiedenen Gruppen – seien es Feuerwehrleute, Lokalpolitiker oder Mitglieder von Heimatvereinen oder der Antifa – eine Vielfalt von Lösungsansätzen und Formen des Umgangs mit Dissens. Die Rückkehr nach Rottendorf, die Clemens Tangerding uns allen empfiehlt, ermutigt dazu, es mal ernsthaft mit gesellschaftlicher Pluralität zu versuchen und eine Vielzahl von Perspektiven auszuhalten, auch wenn sie unbequem sind.

Moderation: Katrin Krämer (Bremen Zwei)
Den Mitschnitt der Veranstaltung senden wir am 24. Dezember 2024.

Eine Veranstaltung von Bremen Zwei in Kooperation mit der Kempowski Stiftung Haus Kreienhoop.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Morgen, 27. Oktober 2024, 06:55 Uhr

Bremen Zwei Livestream & aktuelle Sendung.

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