Die Morgenandacht Jerchel

Carsten Hokema
Carsten Hokema

Die Morgenandacht Jerchel

Eine Kirche wird abgerissen, ein Dorf weiter wieder aufgebaut und zur Fahrradkirche gemacht. So geschehen in Jerchel in Brandenburg. Pastor Carsten Hokema erzählt von Leuten, die der Kirche aufs Dach gestiegen sind.

Bild: Bremische Evangelische Kirche

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Morgen ist Sonntag. Manche Leute gehen dann in die Kirche.
Ich werde das auch wieder machen.
Morgen ist Sonntag. Manche Leute würden statt in die Kirche zu gehen, der Kirche erstmal am liebsten aufs Dach steigen. Auch dieses Bedürfnis kenne ich.

Letzte Woche habe ich von Leuten gehört, die beides tun. Sie gehen in die Kirche und sie steigen der Kirche aufs Dach. In dem kleinen Dorf Kleinwudicke in Brandenburg gibt es keine Kirchenmitglieder mehr. Aber andere Christinnen und Christen sind sie der Kirche in Kleinwudicke aufs Dach gestiegen. Buchstäblich! Mit Leitern und Sicherungsseilen.
Und dann haben sie die Kirche abgerissen. Na ja, nicht ganz.
Sie haben die Kirche abgetragen. Sie haben die kleine Kirche 'dekonstruiert'. Zurückgebaut. Dachziegel um Dachziegel, Stein um Stein und Balken um Balken.

Als sie die Kirche auseinandergenommen hatten, haben sie die zigtausend Einzelteile auf Anhänger geladen. Mit Treckern und LKWs haben sie die Kirche in das etwas größere Nachbardorf gebracht. Nach Jerchel in Brandenburg. Dort gibt es immerhin noch 23 Kirchenmitglieder. Nur haben die seit gut 40 Jahren keine Kirche mehr.
In den 80iger Jahren wurde die baufällige Kirche in Jerchel nämlich wirklich abgerissen. Die DDR-Regierung hatte wenig Interesse daran für einen Neubau zu sorgen.
Seitdem lag mitten in Jerchel ein Grundstück brach.
Bis die Trecker mit den Anhängern kamen.
Und jetzt nach ein paar Jahren Arbeitszeit steht in Jerchel wieder eine Kirche.
Und das ganz ohne Kirchensteuergelder. Viele Ehrenamtliche haben tatkräftig angepackt. Auch viele Kooperationspartner haben sich mit engagiert.
Das Beste daran finde ich aber, dass die Kirchenmitglieder nicht nur an sich gedacht haben. Sie wollen nicht einfach wieder eine Kirche für die wenigen Kirchenmitglieder haben.

Jerchel liegt an der Havel. Mehrere wunderschöne Radwanderwege kreuzen sich im Dorf.
In Jerchel steht jetzt die erste ‚Fahrradkirche‘. Leute, die mit dem Fahrrad unterwegs sind, werden eingeladen, Halt zu machen, anzuhalten und innezuhalten.
Sie sollen mitten in ihrer Freizeit die Möglichkeit haben, die gute Nachricht von Jesus Christus zu hören – oder einfach einen schönen Ort haben, um auszuruhen.
Wenn Leute der Kirche aufs Dach steigen, dann kann daraus wirklich gutes Neues werden.

Morgen gehe ich wieder in die Kirche. Und ich werde auch an die Leute in Jerchel denken.

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  • Carsten Hokema

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