Die Morgenandacht Tag des Händeschüttelns

Uwe Cassens
Uwe Cassens

Die Morgenandacht Tag des Händeschüttelns

Ein etwas skurriler Aktionstag bringt Uwe Cassens auf eine schöne Idee: Das in der Pandemie verlernte Händeschütteln neu aufleben zu lassen und vor allem: es aufzuwerten.

Bild: Bremische Evangelische Kirche

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Wenn ich könnte wie ich wollte, liebe Hörerinnen und Hörer, dann würde ich Ihnen jetzt erst mal die Hand schütteln. Denn: Heute ist der "Internationale Tag des Händeschüttelns". Der ist eine US-amerikanische Erfindung. Wen wundert’s? Seit 2004 begeht man dort den "Handshakes Day", und zwar immer am letzten Donnerstag des Monats Juni. Den Handschlag als kulturelles Erbe pflegen; ein altes Begrüßungsritual bewahren; das soll dieser Tag fördern. Während der Corona-Pandemie hatten viele von uns sich das Händeschütteln ja abgewöhnt. Auf einmal wurden andere Grußformen salonfähig: "High five" zum Beispiel. Man klatscht die Handflächen aneinander. "High", also in Höhe der Schädeldecke in etwa. Oder – noch etwas cooler: Der "Fist bump". "Ghettofaust" sagt man auch dazu.

Ein Thema der Theologie ist das Händeschütteln eigentlich nie gewesen. Aber in der Bibel wird es durchaus erwähnt. Und so wird dieser etwas skurrile Gedenktag für den Autor einer Morgenandacht durchaus interessant. Als die ersten christlichen Gemeinden entstanden, ging das nicht ohne Auseinandersetzungen ab. Da waren eine Menge Fragen zu klären. Zum Beispiel: Wer gibt hier in Sachen Lehre eigentlich den Ton an? Petrus? Der kannte Jesus noch persönlich und hatte bei ihm gelernt, was zum Glauben gehört. Oder Paulus, der auf religiöse Traditionen nicht viel gab und in etlichen Fragen ganz anders dachte als Petrus. Und nun berichtet Paulus in seinem seiner Briefe, dass er in Jerusalem mit den Leitern der dortigen Gemeinde ein Streitgespräch führte. Eine theologische Disputation sozusagen. Das Ergebnis war vorbildlich. Paulus berichtet: "Am Ende der Debatte reichten Petrus und all die anderen, die in Jerusalem was zu sagen hatten, mir die rechte Hand der Gemeinschaft". (für die Red.: Gal 2,9)

Der Handschlag besiegelte Geschäfte. Bestätigte Absprachen. Symbolisierte Friedfertigkeit, denn wer die Hand des anderen nahm, konnte keine Waffe in der eigenen Hand verstecken. Und mal abgesehen vom reinen Begrüßungsritual: Berührungen mit der Hand können heilsam sein: Sie können Schmerzen nehmen. Wärme und Nähe vermitteln. Freundlichkeit und Zuwendung spürbar werden lassen. Von solchen segnenden Berührungen erzählt die Bibel oft.

Für heute habe ich mir was vorgenommen: Der ersten Person, der ich heute die Hand reiche, werde ich – ganz still für mich – einen freundlichen Gedanken mit auf den Weg geben. Einen Wunsch vielleicht. Oder ein Gebet. Tun Sie’s doch auch! Das wird dem Tag des Händeschüttelns einen Sinn geben.

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  • Uwe Cassens

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