Die Morgenandacht Bis Du heiratest

Ulrike Oetken
Ulrike Oetken

Die Morgenandacht Bis Du heiratest

"Bis du heiratest, ist alles wieder gut". Der Spruch ihrer Großmutter konnte Ulrike Oetken als Kind nur mittelmäßig trösten. Auch dass die Zeit alle Wunden heilt, hilft nicht immer weiter. Ulrike Oetken findet, dass anderes heilsamer ist als Sinnsprüche.

Bild: Bremische Evangelische Kirche

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"Bis du heiratest, ist alles wieder gut". Der Spruch ihrer Großmutter konnte Ulrike Oetken als Kind nur mittelmäßig trösten. Auch dass die Zeit alle Wunden heilt, hilft nicht immer weiter. Ulrike Oetken findet, dass anderes heilsamer ist als Sinnsprüche.

"Bis Du heiratest, ist alles wieder gut." Meine Oma hat mich als Kind oft so getröstet. Wenn ich hingefallen war, zum Beispiel und mir weh getan hatte. Wenn ich mich mit meinem Bruder gestritten hatte. Oder wenn ich einen Kindergeburtstag verpasst hatte, weil ich krank war. Aus meiner Sicht waren das alles schlimme Dinge. Der Kummer war nicht so schnell zu vertreiben. Aber dass es schnell geht, hat meine Oma ja auch nicht versprochen. "Bis Du heiratest", hat sie gesagt. Und mir war klar: das ist noch ziemlich lange hin und wer weiß, vielleicht geschieht es auch nie

Was mir jetzt wehtut, wird nicht für immer weh tun. Es wird aufhören. Das war die gute Nachricht. Dass das Nachlassen des Schmerzes allerdings ausgerechnet mit meiner Hochzeit zusammenfallen würde, das konnte ich mir nicht erklären. Meine Oma auch nicht: Das sagt man eben so", antwortete sie, als ich sie danach fragte. Meine Oma hat es gut gemeint. Weil sie viel älter war als ich, hatte sie schon einiges erlebt. Geboren wurde sie 1905.

Als sie geheiratet hat, etwa 1930, war längst nicht alles gut. Und danach wurde es nicht besser. Ihre Hochzeit hat kein goldenes Zeitalter eingeläutet. Sie hat wohl manches gut werden sehen. Aber sie hat auch schlimme Zeiten erlebt. Krieg, Zerstörung, Schuld, Tod. "Zeit heilt alle Wunden". Auch das war ein Satz, der in meiner Familie gerne eingestreut wurde, wenn die Unterhaltung ein trauriges Thema streifte. Es galt in meiner Familie die hartnäckige Meinung, dass Zeit ein wichtiger Faktor war, wenn es darum ging mit Schicksalsschlägen zurecht zu kommen. Allerdings war auch die Zeit kein zuverlässiger Trost. Der Liebling-Spruch meiner Oma, als sie richtig alt war, lautete: "Genieße die Jugend, das Alter ist grausam".

Inzwischen hatte sie selbst Schmerzen im Knie und wusste, dass die nicht wieder weg gehen.  Ich war irritiert: Denn all die Redensweisen meiner Familie passen irgendwie nicht zusammen und helfen nicht wirklich, um mit Schmerz, Angst und Sorge zurechtzukommen. Eigentlich geht es doch darum, ernst zu nehmen, was jetzt ist und sich darum zu kümmern: auf die blutende Wunde ein Pflaster kleben, einem trauernden Menschen zuzuhören, einen Kummer mit auszuhalten und das schmerzende Knie der Oma mit Salbe einzureiben. Gegenwärtig sein. Heute und morgen wieder.

Es gibt einen Satz von Jesus, den ich wirklich hilfreich finde: "Sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat". Und das gilt sicher nicht nur für die Plagen, sondern auch für die schönen Dinge im Leben. Heute ist der Tag, an dem sie meine volle Aufmerksamkeit wollen.


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  • Ulrike Oetken

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