Die Morgenandacht Steingeschichten
Stand: 2. Juli 2023.
Die Morgenandacht Steingeschichten
Informationen zum Audio
- Verfügbar bis: 1. Juli 2025 Informationen zur Verweildauer
"Auf diese Steine können Sie bauen."[gesungen]
Dieser Werbespruch einer Bausparkasse und der Bausparfuchs sind so bekannt, dass sogar die ZDF-Sendung Terra-X sie 2009 zitierte: "Auf diese Steine können wir bauen! Die Kölner U-Bahn säuft ab, das Stadtarchiv fällt in sich zusammen, der Dom steht. Was für ein Unterschied zwischen dem Städtebau des Mittelalters und dem in unserer Zeit."
Auf diese Steine können Sie bauen – für den Dichter Joseph Mohr traf das nicht nur für den Kölner Dom zu, es galt ihm für die Kirche überhaupt. Deshalb schrieb er in seinem spirituellen Evergreen: "Ein Haus voll Glorie schauet weit über alle Land, aus ew’gem Stein erbauet von Gottes Meisterhand." Die Kirche – ein schützendes Haus, solide geplant, kontrolliert errichtet, nur aus bestem Material gebaut. Das klingt verlockend, aber ist es das auch? Läuft eine solche Kirche nicht Gefahr, von einer Behausung zur Festung zu werden mit Mitgliedern, die hinter Schießscharten auf der Lauer liegen und einen Synodalen Weg versperren?
Die Steine als Sinnbild für das, was Kirche ist und sein soll, haben eine längere Geschichte als das Logo der Bausparkasse und die Dichtung von Joseph Mohr. Im ersten Petrusbrief heißt es: "Lasst euch als lebendige Steine zu einem geistigen Haus aufbauen." Kirche – ein geistiges Haus aus lebendigen Steinen, aufgebaut durch Christus selbst. Dieses Haus gründet auf drei Fundamenten: Verkündigung, Gedächtnis und konkrete Nächstenliebe. Zu jedem dieser Fundamente bietet die Bibel wenigstens eine Steingeschichte an. Schon im ersten Buch der Bibel sucht sich Jakob einen Stein als Kopfkissen und schläft darauf ein. Im Traum sieht er eine Treppe, die von der Erde bis zum Himmel reicht.
"Der Stein, den die Bauleute verwarfen, er ist zum Eckstein geworden", so heißt es in der Apostelgeschichte. Jesus ist dieser Eckstein und die Kirche ein Ort, an dem Menschen hören, dass diese Welt nicht heillos ist. Dafür steht der Eckstein! Und die konkrete Nächstenliebe – die Diakonie? Beim Propheten Ezechiel gibt es einen bildreichen Text, in dem es heißt: „Ich nehme das Herz von Stein aus eurer Brust und gebe euch ein Herz von Fleisch.“ Die Kirche ist ein Ort, an dem ein anderer Geist weht, wo niemand, der um Brot bittet, einen Stein bekommt. Dafür steht das durch ein Herz von Fleisch ersetzte Herz aus Stein.
Diese Steingeschichten sind Zeichen für eine Kirche als Ort, an dem sich Menschen der Himmel öffnet und sie Gottes Nähe erfahren, zum Ort, an dem Menschen hören, dass diese Welt nicht heillos ist, und zum Ort, an dem ein anderer Geist weht und wo niemand statt Brot einen Stein bekommt. Drei Steingeschichten –
[gesungen] auf diese Steine können wir bauen!