Die Morgenandacht Brückenbauen durch Sprache

Andreas Egbers-Nankemann
Andreas Egbers-Nankemann

Die Morgenandacht Brückenbauen durch Sprache

Das "Vater unser" ist in gut 60 Sprachen in St. Hedwig in der Vahr zu finden. Für Andreas Egbers-Nankemann ist es ein Willkommensgruß.

Bild: Katholischer Gemeindeverband Bremen

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"Our Father who art in heaven…", "Pai nosso que estais nos céus …", "Pater noster qui es in caelis…" In diesen Sprachen, Englisch, Portugiesisch, Latein und etwa 60 weiteren Sprachen kann man das christliche Grundgebet "Vater unser im Himmel" in unserer Kirche St. Hedwig in Bremen-Vahr finden. Es war schon eine geniale Idee unseres früheren Pfarrers, als er die Menschen im Gottesdienst bat, dieses Grundgebet aller Christen in ihrer Muttersprache mitzubringen. Gern kamen die Menschen mit ausländischen Wurzeln diesem Wunsch nach, und nun hängt das Vater-Unser in vergoldeten Din-A 4 Rahmen für alle sichtbar im Kirchenraum. Dieses einfache Zeichen erlebe ich immer wieder als Brücke der Gastfreundschaft.

Kurz vor Beginn der Sommerferien fand in unserem Stadtteil eine Rallye für die Klassenstufe 5 einer Oberschule statt. In Kleingruppen suchten die Schülerinnen und Schüler verschiedene Einrichtungen auf, um so ihren Stadtteil neu zu entdecken. In einigen Kleingruppen zögerten einzelne Kinder, als sie eine katholische Kirche betreten sollten. "Wir sind doch keine Christen", lauteten ihre Bedenken. Dennoch ließen sie sich dazu ermutigen und waren sehr überrascht, als sie das Vater-Unser sogar auf Arabisch entdeckten. Man konnte sehen, wie ihre Vorbehalte schwanden. Ähnlich erging es Kindern mit afrikanischen Wurzeln, als auch sie das Gebet in ihrer Muttersprache entdeckten.

Dieses Zeichen spricht viele Menschen an, die unsere Kirche aufsuchen. Auch die Kirchenleitung unseres Partnerschaftsprojektes in Ho in Ghana zeigte sich sichtlich berührt, als sie das Gebet gleich in zwei ghanaischen Stammessprachen erblickte. Ein Gebet in vielen Sprachen – eine Art Willkommensgruß!  Gerade als Weltkirche, in der Menschen vieler Sprachen, Kulturen und Nationalitäten sich als eine große Menschheitsfamilie zusammenfinden, kann dieser kleine Ausdruck der Gastfreundschaft als besonderes Zeichen der Wertschätzung empfunden werden. "Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke", schreibt der Apostel Paulus in seinem ersten Brief an die Gemeinde in Korinth. Ich denke, alle kennen die bedrohliche und vernichtende Wirkung, die Sprache haben kann – Worte, die wie eine lärmende Pauke oder dröhnendes Erz daherkommen.

Im Geist der Liebe und Wertschätzung dagegen kann Sprache Brücke sein zu einem freundschaftlichen Miteinander. Dann kann sich erfüllen, was in einem weiteren Vers des Vater-Unsers herbeigesehnt wird: "Dein Reich komme wie im Himmel so auf Erden."


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  • Andreas Egbers-Nankemann

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Der Morgen mit Anja Goerz

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