Die Morgenandacht Die vielen Engel in Menschengestalt
Stand: 29. September 2023.
Die Morgenandacht Die vielen Engel in Menschengestalt
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Einsame, Flüchtende, Verbitterte und viele andere Menschen bräuchten einen Begleiter, der sie unterstützt, meint Elisabeth Hunold-Lagies.
Die katholische Kirche feiert heute das Fest der drei Erzengel Michael, Gabriel und Raphael. Der Engel Gabriel mag prominenter sein; der Engel Raphael ist mir näher – er ist nämlich der Patron der Gemeinde im Bremer Osten, in der ich lebe und arbeite.
Raphael ist ein zunächst unerkannter Begleiter auf schwierigen Lebenswegen. Er wird einem jungen Mann, Tobias, an die Seite gestellt, um ihn auf einer Reise, auf der er einen familiären Auftrag zu erfüllen hat, vor Gefahren zu beschützen. Dieser Raphael ist eine sympathische Gestalt. Unaufdringlich, aber zuverlässig tritt er auf. Erst am Ende der Reise gibt er sich als Engel, als Bote Gottes, zu erkennen.
Wir lernen ihn im kleinen Buch "Tobit" im Alten Testament kennen; aufgrund der dort erzählten Begebenheiten wurde Raphael zum Patron der Kranken, der Reisenden und Auswanderer. Der Benediktiner und Buchautor Anselm Grün bescheinigt ihm, nicht nur Wunden zu heilen, sondern auch heilsame Beziehungen zu ermöglichen. Sein Name bedeutet "Gott heilt".
Selbst Menschen, die mit Heiligenverehrung und Engelerzählungen nicht viel anfangen können, werden durch die im Buch Tobit beschriebenen Vorgänge und das Wirken des Raphael möglicherweise doch beeindruckt.
Einen solchen Begleiter bräuchten viele Menschen, die heute weltweit unterwegs sind, vor allem die, die auf der Flucht und auf der Suche nach einem sicheren Lebensort sind. Jemanden, der Menschen auf der Suche nach heilsamen Beziehungen unterstützt, brauchen so viele, die vereinsamt, verbittert und zerstritten sind. Es gibt sie – die "Engel in Menschengestalt", diejenigen, die in Hilfsorganisationen, in Beratungen, als Streetworker oder in der Seelsorge tätig sind.
Auch für die Fragen, die uns in dieser Woche begleitet haben – Was ist gerecht? Was ist genug? – hat der Erzengel Raphael etwas beizutragen.
Als er sich am Ende der Reise zu erkennen gibt, fällt der Satz: "Lieber wenig, aber gerecht als viel und ungerecht." Er bestärkt die Hauptakteure in ihrer Haltung der Barmherzigkeit, in ihrem Gerechtigkeitssinn, er selbst berät und unterstützt sie in ihrem Tun.
Solche Botschafterinnen und Botschafter würden unseren gesellschaftlichen Disputen um gerechtere Strukturen und wirksame Hilfen für Bedürftige gut tun.