Die Morgenandacht Warum Jesus völlig gewaltfrei lebte

Klaus Hagedorn
Klaus Hagedorn

Die Morgenandacht Warum Jesus völlig gewaltfrei lebte

Das Gebot von Jesus, andere zu lieben, gilt für Freunde, aber auch für Feinde, meint Pastoralreferent Klaus Hagedorn. Er sieht in jedem Menschen Gottes Abbild.

Bild: Katholischer Gemeindeverband Bremen

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Das Gebot von Jesus, andere zu lieben, gilt für Freunde, aber auch für Feinde, meint Pastoralreferent Klaus Hagedorn. Er sieht in jedem Menschen Gottes Abbild.

"Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein." Ein programmatischer Satz aus der Gründungsversammlung 1948 des Ökumenisches Rates der Kirchen, des Weltkirchenrats – drei Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. "Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein." Ich teile diese Überzeugung, und möchte sagen mit welchem Grund.
Für meine Orientierung ist Jesus von Nazareth wesentlich. Gewalt ist nicht seine Sache gewesen. Berichtet wird (s. Matthäus 21,1-11): Gezielt geht Jesus mitten hinein in das Herrschaftszentrum des römischen Imperiums und der jüdischen Religion. Er sitzt nicht hoch zu Ross. Er kommt nicht mit Soldaten und Waffen. Sein Einzug ist voller Symbolsprache. Er kommt auf einem Esel. Alle schriftkundigen Landsleute sollen an den Propheten Sacharja (9,9-12) denken. Dieser hat einen auf einem Esel einziehenden Friedenskönig für Israel vorausgesehen. "Gerecht" und "demütig" ist er, "Streitwagen", "Streitrosse" und "Kriegsbogen" merzt er aus. Allen Völkern verkündet er Frieden und den Gefangenen Freiheit.

An Jesus kann man erkennen, wie diese Vision wahr zu werden beginnt. Er ist menschenfreundlich. Es geht ihm um eine Liebe, bei der jeder Mensch sich angenommen wissen darf. Liebe allein rettet und führt zum Frieden – darauf setzt er fest. Nur so geht Gottes Herrschaft voran. Alles andere ist für ihn zweitrangig – offenkundig auch Lebensgefahr und tödlicher Konflikt. Gewaltfreiheit und Geschwisterlichkeit sind das, was er wollte. Keine Gewalt! Das ist die kürzeste Zusammenfassung seiner Bergpredigt.

Jesu Gewaltfreiheit war nicht schwach; sie ist die Kraft der Liebe im Handeln, und sie hat Jesus das Leben gekostet. Sie ist die Grundhaltung, die keine Angst davor hat, dem Bösen mit Liebe und Wahrheit entgegenzutreten. Sie anerkennt, dass alle Menschen als "Ebenbilder Gottes" eine Würde haben, die nicht zu nehmen ist. Sie erträgt nicht einfach die Aggression des anderen oder nimmt sie hin. Sie bemüht sich vielmehr, das Böse zu verwandeln und der Aggression Einhalt zu gebieten. Sie ist nicht Passivität, also kein Erdulden. Sie ist das Bemühen, aus jeglicher Hass-Rede, aus Freund-Feind-Denken auszusteigen.

Ein Letztes möchte ich heute erinnern: Es ist üblich, das Christsein mit Nächstenliebe zu verbinden. Das ist nach Jesus nichts spezifisch Christliches. "Wenn ihr nämlich nur die liebt, die euch lieben… was tut ihr damit Besonderes?", so heißt es in der Bergpredigt bei Matthäus (5,46f). Christlich wird es erst dort, wo die Nächstenliebe die Feindesliebe einschließt. Das Liebesgebot Jesu gilt für Freunde wie für Feinde. Seine Liebe erkennt – allem zum Trotz – in jedem Menschen das Abbild Gottes. Und sie sieht alltäglich: Gott "lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten". (Matthäus 5,45). Jesus erfährt in dieser Sicht, dass sein Gott offensichtlich die Hoffnung nicht aufgibt und darauf setzt, dass die Bösen sich vom Guten und für das Gute doch noch erwärmen lassen.
Auch deshalb: "Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein".



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