Die Morgenandacht Jesus, der Jude
Stand: 13. Dezember 2023.
Die Morgenandacht Jesus, der Jude
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Wer wissen möchte, wie jüdische Menschen denken, glauben, ihre Religion feiern – möge einen Blick in das neue Testament der Bibel werfen. Hauptperson dieser heiligen Schriften ist ein Jude, der mitsamt Familie und Freunden sein Judentum lebt. Jesus war Jude, wurde als Jude geboren und starb als Jude. Seine Eltern waren fromme Juden, ebenso die Jünger, mit ihnen zusammen besuchte er die jüdische Synagoge und bereitete das jüdische Passahfest vor. Ein frommer Jude in seiner jüdischen Welt, als jüdischer Lehrer, Rabbi genannt, im jüdischen Land unterwegs.
Ich finde das wichtig zu erwähnen in einer Zeit, in der sich antijüdisches Denken beunruhigend ausbreitet, in der Juden und Jüdinnen in Deutschland sich davor fürchten, als Juden erkannt zu werden, sogar Angst davor haben, ihre Kinder zur Schule zu schicken. Der auferstandene Jesus, an den Christen und Christinnen glauben, ist tief in seiner jüdischen Welt verwurzelt - und es ist erschreckend, wie gründlich dies über 2000 Jahre lang im Christentum verschwiegen wurde.
Gekreuzigt wurde Jesus übrigens von der römischen Besatzungsmacht, nicht von den Juden seiner Zeit. Tragisch für die Juden war es, dass nach seinem Tod die These aufkam, die Juden hätten Jesus ermordet. Die Wirkungsgeschichte dieses sogenannten Gottesmordvorwurfs war katastrophal für das Judentum. Mit heutigen Worten müssen wir diesen Vorwurf als Fake News abtun, man kann es auch üble Nachrede nennen. Wieviel Schaden Fake News anrichten, dafür liefert die Gegenwart ausreichend Beispiele.
Gegen all diese destruktiven Entwicklungen erkenne ich eine große Chance darin, dass Jesus Jude war. Denn Jesus ist damit die verbindende Person zwischen Judentum und Christentum. Mit Jesus haben Judentum und Christentum etwas gemeinsam, auch wenn sie Jesus in ihrer jeweiligen Religion unterschiedlich verstehen mögen. Es gibt nicht nur Trennendes. Jesus verbindet. Jüdische Denker der Aufklärung wie Moses Mendelssohn und später auch Martin Buber haben das auch so verstanden. Es entwickelte sich seinerzeit ein lebendiges, verständnisvolles Gespräch zwischen Juden und Christen. Davon wünsche ich mir mehr. Die jüdische Glaubenswelt ist ein Schatz, von dem auch Christen und Christinnen zehren. Aufgehoben im Glauben an denselben Gott finde ich es wichtig zusammenzuhalten und sich nicht gegeneinander ausspielen zu lassen.
Wenn wir Weihnachten wieder die Geburt Jesu feiern, dann feiern wir ein jüdisches Kind, das in die Welt kommt und in dem sich Gott der Welt zeigt.