Die Morgenandacht Die kleine Pforte in Bethlehem
Stand: 20. Dezember 2023.
Die Morgenandacht Die kleine Pforte in Bethlehem
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Wer die Geburtskirche in Betlehem betreten will, muss sich bücken, um durch eine niedrige Pforte zu gelangen. Heinrich Siefer erklärt, warum das so ist.
Jahr für Jahr wird von dem Ort, an dem man die Stelle vermutet, wo Jesus geboren wurde, das Licht der Weihnacht als Friedenslicht von Bethlehem in alle Welt verteilt. Und Jahr für Jahr machen sich zum Weihnachtsfest Menschen auf den Weg, um an dieser Stelle die Christmette zu feiern, um dem Geheimnis von Weihnachten nahe zu sein.
Wer schon mal da war, wird sich vielleicht gewundert haben. Will man in die Kirche gehen, sucht man vergeblich nach einem großen Portal mit mächtigen Türen. Nur durch eine kleine, niedrige Pforte gelangen Pilger in die sogenannte Geburtskirche.
Ich muss mich bücken, richtig bücken, um durch diese Tür zu gelangen. Mag sein, dass sich mancher schon einmal darüber geärgert hat. Doch diese kleine Pforte hat ihre Geschichte. Vor hunderten von Jahren wurde das große und hohe Portal zugemauert. Nur die Öffnung für eine kleine Pforte blieb.
Das ereignete sich zu der Zeit, in der zahlreiche Kriege um die Vorherrschaft im Heiligen Land geführt wurden. Der König, der gerade den Kampf gewonnen hatte, zog dann mit seinem Gefolge hoch zu Ross durch das Portal in die Geburtskirche ein. Das wollten die Mönche verhindern, die sich um die Kirche in Bethlehem kümmerten. Sie waren der Überzeugung: So könne niemand den Ort aufsuchen, an dem Gott als Kind zur Welt gekommen war.
Darum ließen sie die große Tür zumauern und dafür eine kleine, niedrige Pforte einsetzen.
Das entsprach ihrer Ansicht auch den Worten, mit denen Maria, die Mutter Jesu, Gott, den Allmächtigen, im Magnifikat, preist:
"Er stürzt die Mächtigen vom Thron und er erhöht die Niedrigen!"
Die Kleinen haben es dann auch Jesus von Anfang an angetan. Im kleinen Kind kommt er zur Welt. Die kleinen Leute sind die ersten Besucher im Stall von Bethlehem.
Er selbst ist ein Kind kleiner Leute. Und die drei Könige, die großen Weisen, die machen sich klein vor dem Kind. Sie gehen in die Knie. Und später sind es wieder die Kleinen und Unscheinbaren, die Menschen am Rande, ihnen wendet sich Jesus zu.
Will ich einem kleinen Kind zeigen, dass ich es gern habe, dann muss ich mich zu ihm hinunterbeugen, mich klein machen. Will ich einem Kranken meine Nähe zeigen, muss ich mich zu ihm ans Bett setzen. Von oben herab kann ich kaum Anteilnahme zeigen. Menschen müssen sich klein machen, wenn sie einander helfen wollen.
Die kleine Pforte in Bethlehem und die Weihnachtsgeschichte erzählen: In Bethlehem hat Gott sich klein gemacht, damit wir damit aufhören, andere klein zu machen. Ein für alle Mal!