Die Morgenandacht Innen drin – du immer noch du

Andrea Schneider
Andrea Schneider

Die Morgenandacht Innen drin – du immer noch du

Wieviel hält Mutterliebe aus? Ein altes Bilderbuch ihrer Kinder inspiriert Pastorin Andrea Schneider zu Gedanken über die Tragfähigkeit von Liebe.

Bild: Bremische Evangelische Kirche

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Wieviel hält Mutterliebe aus? Ein altes Bilderbuch ihrer Kinder inspiriert Pastorin Andrea Schneider zu Gedanken über die Tragfähigkeit von Liebe.

Die Jahreslosung 2024 klingt schön: "Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe!"
Aber dieses "Alles": Alles – in Liebe? Immer? Alles dulden? Liebe ohne Grenzen
und ohne Ende? Schwierig ... Ausgerechnet ein altes Bilderbuch meiner Kinder hat mir hier auf die Sprünge geholfen: "Mama, hast du mich lieb?" (Barbara M. Joosse: Mama hast du mich lieb, arsEdition, München 1995)

Einfach schön, dachte ich, als ich es in einer Kiste entdeckt und mal wieder durchgeblättert habe:
In kindlich-einfachen Sätzen und mit prachtvoll-bunten Bildern wird darin erzählt,
wie ein kleines Mädchen die Geduld seiner Mutter und die Grenzen ihrer Liebe ausreizt.
Die Geschichte spielt in der Arktis, in der fremdartigen Lebenswelt der Inuit. Sie wurde in 15 Sprachen übersetzt und millionenfach verkauft.

Da ist das kleine Mädchen – im bunt gemusterten Kleid, mit schwarzen Zöpfen,
das sich an seine Mutter kuschelt und fragt. Und immer weiter fragt, ob und ob denn wirklich und wie sehr und wie lange es die Mutter liebhat.
Und da ist die Mutter – auch mit schwarzen Zöpfen, auch traditionell farbenfroh gekleidet, groß und zärtlich, die gelassen antwortet:
Ich hab dich lieber als der Wal seinen Wasserstrahl. Hab dich lieb, bis unser Walfangboot in den Himmel fliegt. Bis die Sterne am Himmel zu Fischen werden...

Aber die Fragerei der kleinen Tochter, das Näschen hochgereckt, geht immer weiter:
Was, wenn sie aus Versehen die kostbaren Schneehuhneier fallen lassen oder mit Absicht einen Lachs in den Parka der Mutter stecken oder Wasser in die teure Öllampe gießen oder in der Nacht einfach mal weglaufen würde – was dann?

Die Mutter – immer noch geduldig, aber jetzt auch ein bisschen streng, die Arme
in die Hüften gestützt – weitet immer weiter ihre Liebe: Sie wäre traurig. Sehr traurig. Würde sich ärgern. Sehr ärgern. Sich Sorgen machen. Viele Sorgen.
Aber: Sie würde ihr Kind weiter liebhaben. Ganz bestimmt.

Dann die provokative Spitze: "Und wenn ich mich in einen Eisbär verwandeln würde und der böseste Bär wäre, den du je gesehen hast, und wenn ich scharfe, weiße Zähne hätte? Wenn ich dich in dein Zelt jagen würde und wenn du weinst?"
"Dann wäre ich sehr überrascht und sehr erschrocken. Aber in dem Bär innen drin
wärst du immer noch du. Und ich hätte dich lieb… für immer und alle Zeiten,
weil du meine Tochter bist ..."

Und die Mutter wirbelt ihr Kind samt Stoffpuppe durch die Luft.
Fliegende Zöpfe und wehende Kleider. Und fröhlich hüpfende Seelen.
In aller Fragerei, trotz Frechheiten und Frust, auch wenn’s mal hart auf hart geht
in der Beziehung: Innen drin – du immer noch du.
So gesehen: Vielleicht hört sie ja wirklich nicht auf, die Liebe…

Autor/Autorin

  • Pastorin Andrea Schneider

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Classical mit Marion Cotta

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Jetzt läuft:

Daniel Hope & Jane Berthe & Zürcher Kammerorchester Chanson De Matin, Op. 15 Nr. 2. Bearbeitung
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