Die Morgenandacht Gleichmut ist nicht Gleichgültigkeit
Stand: 15. März 2024.
Die Morgenandacht Gleichmut ist nicht Gleichgültigkeit
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Gleichmut ist für den Theologen Heinrich Dierkes die Kunst, den Auftrag des Tages zu erkennen und ihn dann mit Mut und Kraft anzugehen.
"Über eure Lippen komme kein böses Wort, sondern nur ein gutes, das den, der es braucht, stärkt und dem, der es hört, Nutzen bringt." Schreibt der Apostel Paulus an die Gemeinde in Ephesus. Ich glaube, dass "Gleichmut" so ein "gutes Wort" sein könnte. Ich denke, dass "Gleichmut" stärkt und "Nutzen bringt", auch wenn es ein wenig überholt und aus der Zeit gefallen klingt. Die Definition jedenfalls lautet: "Durch äußere und innere Einflüsse nicht aus dem Gleichgewicht zu bringende Gemütsverfassung." Und das ist ja schon mal was. Das ist schon mal die Erfüllung einer Sehnsucht – "Gleichmut" ist ein Sehnsuchtswort. Von diesem Gleichmut, von dieser Gelassenheit spricht ein Text, der dem heiligen Franz von Assisi zugeschrieben wird. Es heißt dort:
"Herr, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, gib mir den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine von dem anderen zu unterscheiden." Dieser "Klassiker" entschleunigt, er verlangsamt – ist aber nicht zu verwechseln mit Gleichgültigkeit, mit der Idee, dass alles gleich-gültig ist. Wir leben in einer schnellen, ungeheuer hektischen Welt. Ständig ist es neu und anders und man hat sich auf Veränderung einzustellen
Und die großen Meister der Spiritualität legten durch alle Jahrhunderte hindurch Wert genau auf diesen Gleichmut. Es ist der Gleichmut, der mit Vertrauen verbunden ist, von dem auch die Bibel im sechsten Kapitel des Matthäus-Evangeliums erzählt: "Und was sorgt ihr euch um eure Kleidung? Lernt von den Lilien, die auf dem Feld wachsen: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht. Doch ich sage euch: Selbst Salomo war in all seiner Pracht nicht gekleidet wie eine von ihnen." In der sogenannten Einheitsübersetzung ist diese Textstelle übrigens mit "Von der falschen und rechten Sorge" überschrieben. Die rechte Sorge – ist das Gleichmut?
Es geht bei Gleichmut nicht um Passivität; es geht nicht einfach darum, die Hände in den Schoß zu legen. Vielmehr ist man im Augenblick, im Moment und horcht sehr genau hin, welche Entscheidungen jetzt gefragt sind. Gleichmut verlangt aber auch den Mut, dazu zu stehen, nicht alles regeln zu können – und schon lange nicht gerade jetzt. Das ist die Kunst beim Gleichmut: zu unterscheiden, was dran ist und was nicht, was wirklich drängt – und wo ich noch abwarten kann. Gleichmut ist die Kunst, den Auftrag des Tages zu erkennen – und ihn dann mit Mut und Kraft anzugehen.
Was ist der Auftrag dieses Tages für mich? Was kann ich tun – und wo muss ich vielleicht noch warten?