Die Morgenandacht Die Rolling Stones und der Teufel

Heinrich Deboi
Heinrich Deboi

Die Morgenandacht Die Rolling Stones und der Teufel

Die Rolling Stones beten nicht den Teufel an, meint Heinrich Deboi. Sie schauen ihm vielmehr bewusst ins Gesicht, damit er arbeitslos wird.

Bild: Katholischer Gemeindeverband Bremen

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Die Rolling Stones beten nicht den Teufel an, meint Heinrich Deboi. Sie schauen ihm vielmehr bewusst ins Gesicht, damit er arbeitslos wird.

Rockmusiker sind dem Vorurteil ausgesetzt, sie würden den Teufel anbeten und Musik aus der Hölle machen. Eine mögliche Ursache dafür ist ein Titel der Rolling Stones "Sympathy for the Devil". Die Aufregung war 1968 groß. Und die Stones wurden zu den bösen Jungs der Rockmusik, denn sie waren völlig anders als die braven Beatles mit ihren Pilzkopf-Frisuren. Dabei versetzen sich die Rolling Stones bei ihrem Popsong in die Person des Teufels. Und der sitzt nicht irgendwo in der Hölle, sondern ist mitten unter uns, verantwortlich für alles, was in der Geschichte schiefgelaufen ist: blutige Revolutionen, Attentate auf Politiker, Kriege, politische Unruhen, ja selbst beim Holocaust soll der in ihrem Song besungene Teufel mit im Spiel gewesen sein.

Das Böse, die Hölle und der Teufel haben schon immer fasziniert; denken wir nur an die Höllenvisionen des niederländischen Malers Hieronymus Bosch oder an den Teufelspakt in Goethes Drama zwischen Faust und Mephisto. Die Rolling Stones mit Mick Jagger und Keith Richards haben sich eigene Gedanken gemacht. Ihr Song "Sympathy for the Devil" ist während des Vietnamkrieges entstanden. Damals hatte die Jugend nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs das Gefühl, dass die Zukunft eben nicht aus Wohlstand, Fortschritt und Frieden bestehen könnte. Und dafür muss jemand verantwortlich gemacht werden.

Wir Menschen versuchen gerne, das Böse zu verdrängen, und hoffen, dass sich das Thema von alleine erledigt. Aber an Momenten wie dem 11. September 2001 merken wir, dass dem nicht so ist. Keith Richards sagt 2005: "Wir können uns vor dem Bösen nicht verstecken, also sollten wir akzeptieren, dass es in der Welt existiert. Wenn wir dem Teufel bewusst ins Gesicht schauen, dann ist er arbeitslos."

Am Ende des Liedes "Sympathy for the Devil" steht jedoch kein düsteres Höllenbild, sondern: ein Aufruf an den Einzelnen, dem Bösen, dem wir jeden Tag im Kleinen begegnen, die Stirn zu bieten. Es geht also nicht um Teufelsanbetung oder einen geheimen Kult. Es geht vielmehr um die dunkle Seite in jedem Einzelnen von uns, der wir uns aufrichtig stellen müssen und der wir uns immer wieder neu widersetzen müssen. Rockmusiker wie die Rolling Stones beten also nicht den Teufel an. Sie setzen sich mit ihm auseinander, schauen ihm bewusst ins Gesicht, damit er arbeitslos wird.

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  • Heinrich Deboi

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