Die Morgenandacht Über die große Kunst, den Mund zu halten

Klaus Hagedorn
Klaus Hagedorn

Die Morgenandacht Über die große Kunst, den Mund zu halten

Die Versuchung ist groß, sich mit Insiderwissen wichtig zu machen oder andere in die Pfanne zu hauen, sagt Klaus Hagedorn. Daher gelte: Schweigen ist Gold.

Bild: Katholischer Gemeindeverband Bremen

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Die Versuchung ist groß, sich mit Insiderwissen wichtig zu machen oder andere in die Pfanne zu hauen, sagt Klaus Hagedorn. Daher gelte: Schweigen ist Gold.

In einem sehr alten Text der Bibel, im Buch der Sprüche, heißt es: "Wer den Nächsten verächtlich macht, ist ohne Verstand; doch ein kluger Mensch schweigt. Wer als Verleumder umhergeht, gibt Geheimnisse preis; der Verlässliche behält eine Sache für sich."  (11,12f)

Segen und Fluch, intimste Vertraulichkeit und gemeinste Nachrede stammen alle aus demselben Medium: der Sprache. Ein Wort zu viel, und alles ist kaputt; ein Wort zu wenig, und die schönste Chance ist vertan.
Es ist eine große Kunst, seinen Mund halten zu können. Anvertrautes wie einen kostbaren Schatz zu hüten, ist schwer. Zu groß ist die Versuchung, sich mit Insiderwissen wichtig zu machen oder andere in die Pfanne zu hauen. Oft sprechen wir mit Dritten oder Vierten über Sachen, die sie nichts angehen und den Betroffenen schaden. Abwesende werden ohne Möglichkeit zur eigenen Äußerung zum "Aufhänger" für Gerede und Geschwätz, für Wichtigtuerei und Imponiergehabe.

Wer über andere redet, verrät aber alles über sich selbst. Er oder sie entpuppen sich als geschwätzig, unzuverlässig, als wichtigtuerisch, als groß- oder kleinmündig. Wie oft reden wir nur über andere, weil wir nichts zu sagen haben über uns!? Die anderen werden dann nur als Alibi missbraucht; sie werden durchgesprochen, damit wir uns selbst verbergen können. Doch das ist Selbstbetrug: In Wahrheit reden wir doch von uns selbst und zeigen, dass wir "ohne Verstand" sind – verräterisch im doppelten Sinne.

Weisheit ist auch die Kunst, ganz bei sich zu bleiben und mit höchster Diskretion die Geheimnisse anderer zu beschützen. Wer weise ist, achtet auf die Intimität des anderen. Immer hat dies mit Beziehung zu tun, mit Ehrfurcht und Vertrauen gegenüber den anderen. Letztlich schaden wir uns selbst, wenn wir unser Beziehungswissen auf den Markt der Stammtische und Werbeagenturen oder Konferenzen tragen.

Fazit also für eine rechte Lebensweisheit im Alltag: Schweigen ist Gold. Und dann die Faustregel aus dem Buch der Sprüche:  Wenn Du Menschen triffst, die sich durch Reden über Dritte wichtigtun und empfehlen wollen, denke immer: Solch ein Mensch spricht über sich selbst; er verrät sich selbst. Was er da sagt von anderen, ist nur die Folie, auf der er seine eigene Bedürftigkeit mitteilt. Und dann sprich oder schweig mit ihm genau darüber. Und den anderen, den Dritten frag' selbst und persönlich und direkt, von Auge zu Auge, im Vertrauen.

Autor/Autorin

  • Pastoralreferent Klaus Hagedorn

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Gesprächszeit mit Nicole Ritterbusch

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