Die Morgenandacht Wenn Gott kommt, bewegt er die Welt
Standdatum: 30. Dezember 2024.
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An Weihnachten begann für Heinrich Siefer eine besondere Zeit. Der Dreikönigstag erinnert ihn erneut daran, dass Gott in seinem Sohn einer von uns wurde.
Das Weihnachtsfest ist nun schon wieder Geschichte: leuchtende Kinderaugen unter dem Weihnachtsbaum, Tage mit gutem Essen und Trinken, Familienbesuche. Einige legen Fasttage ein, um die Feiertagspfunde wieder loszuwerden. Das Papier, in das die Geschenke eingeschlagen waren, liegt längst im Altpapier. Hier und da liegt schon der geplünderte Weihnachtsbaum an der Straße – mit Resten von Flitter und Lametta. War das alles? Nur ein flüchtiger Traum, den der erste leichte Alltagswind schon wieder beiseite gefegt hat? Ist mit dem bunten Geschenkpapier, das im Container liegt, auch die Botschaft von der Weihnacht allzu schnell verschwunden? Gott sei Dank endet Weihnachten nicht nach drei Tagen.
Das Fest ist erst der Anfang einer besonderen Zeit und reicht bis ins kommende Jahr: bis zum 6. Januar, dem Fest der Erscheinung des Herrn, auch Dreikönigstag genannt. Es erinnert noch einmal an die Bedeutung von Weihnachten: Gott wurde in seinem Sohn einer von uns. Im Jahr 1223, so erzählt man, baute der Heilige Franz von Assisi im Wald bei Greccio zum ersten Mal eine Weihnachtskrippe auf. Mit einem lebendigen kleinen Säugling im Futtertrog, mit Vater und Mutter, Hirten und Schafen. Die Menschen waren von dem Anblick gefesselt – und zwar so sehr, dass sie immer wieder dorthin pilgerten, um sich das Schauspiel anzusehen.
Franz aber wollte mehr. Er hatte sich das anders vorgestellt. In einer Predigt betonte er darum: "Was nützt es, wenn ihr immer noch zur Krippe kommt, in Demut das Kind bewundert und für ein paar Stunden gerührt seid? Die Krippe ist nicht zum Anschauen da, sondern zum Anfassen. Ihr müsst das Kind auf den Arm nehmen, euch darum kümmern. Man muss etwas merken nach Weihnachten. Ihr müsst euch auf den Weg zu den Menschen machen." Soweit das Zitat. "Weihnachten findet in der Seele statt", sagt der große Barockdichter und Mystiker Johannes Scheffler. Selbst nennt er sich Angelus Silesius: "der schlesische Engel". Der Satz ist ein Vers aus einem längeren Gedicht. Darin verdichtet Angelus Silesius poetisch, was geschehen muss, damit Weihnachten wahr wird. Und "wahr" bedeutet für ihn, heute, lebendig. In der Seele, tief im Menschen, soll Gott geboren werden.
In einem anderen Vers meint er: "Wird Christus tausendmal zu Bethlehem geboren und nicht in dir, du bleibst doch ewiglich verloren." Das meint: Wenn Gott kommt, bewegt er die Welt. Will er auch mich bewegen. Dorthin, wo Menschen Hilfe brauchen, auf der Suche sind nach einer sicheren Zukunft. Weihnachten erst ein Anfang.