ARD Radiofeature: Medienkrieg im Nahen Osten - Doku über Propaganda im Gaza-Krieg
Der Gaza-Krieg spielt sich nicht nur auf den Schlachtfeldern ab. Genauso wichtig ist es den Kontrahenten, die Meinungshoheit zu erringen. In den konservativ-rechten israelischen Medien wird der Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 als "das schlimmste Pogrom seit dem Holocaust" ausgelegt. In einem Videoauftritt schildert ein israelischer Offizier in der Rolle eines Bloggers die Lage aus der Perspektive der israelischen Armee. In der offiziellen Terminologie werden Feinde nicht getötet, sondern "neutralisiert". Wie kommentieren das kritische Stimmen aus der israelischen Zivilgesellschaft?
Auf der arabisch-palästinensischen Seite bezeichnen Medien, allen voran Stimmen in Social-Media-Kanälen, die israelische Eskalation als "Genozid" an den Palästinensern. Dies bekräftigen täglich tausende nicht objektiv nachprüfbarer "realistischer" Fotos und Videos von Toten, Verletzten und Gräueltaten auf Instagram oder TikTok.
Was bewirken die konträren Narrative? Gibt es eine politische Dynamik, die kriegsentscheidend sein kann? Welche Rolle spielt der TV-Sender Al Jazeera im katarischen Doha? Gibt es journalistische Vorgaben der Leitungsebene über die Berichterstattung im Gaza-Krieg; sollen Images geschaffen werden?
Einst schien Al Jazeera einen Beitrag zur Demokratisierung zu leisten, demaskierte der Sender arabische Diktaturen. Heute scheint sich Al Jazeera als Sprachrohr des "globalen Südens" zu verstehen, mit deutlicher Kritik am westlichen Demokratie-Modell. Inwieweit verändert sich auch die traditionell Israel gewogene Berichterstattung in Deutschland?
von Marc Thörner
Regie: Alexander Schuhmacher
Redaktion: Christiane Glas
Peroduktion: NDR 2025
Über den Autor:
Marc Thörner, geb. 1964 in Hamburg, ist Geschichts- und Islamwissenschaftler, Sachbuchautor und war von 1995 bis 2007 freier Auslandsreporter für die ARD. Seit 2009 ist er als freier Journalist mit den Arbeitsschwerpunkten Maghreb, Golfstaaten, Irak, Pakistan und Afghanistan tätig. Er lebt in Hamburg und Marrakesch.