Die Morgenandacht Albert Schweitzers Ehrfurcht vor dem Leben
Stand: 11. November 2023.
Die Morgenandacht Albert Schweitzers Ehrfurcht vor dem Leben
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Er war ein Mann, der von Kindesbeinen an vom Glauben an den Frieden unter allen Menschen und mit der Natur durchdrungen war. Und ihm wurde vor genau 70 Jahren der Friedensnobelpreis zugesprochen: Albert Schweitzer (1875–1965). Auch er ist gegen die Institution des Krieges, gegen Rüstungswettlauf und Atomwaffen zu Felde gezogen. Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein. Dieser hochbegabte Orgelmusiker und renommierte Theologe verabschiedete sich von einer Universitätskarriere. Er ging als Arzt kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs nach Gambia in Äquatorialafrika. Dort baute er das berühmte Spital in Lambarene auf. 40 Jahre arbeitete er hier als Tropenarzt und für Leprakranke. Er suchte die Synthese von Glauben und Leben: Was den Menschen wahrhaft und wirklich "ganz" macht, das ist die Tat. Nur zu reden und zu denken, das ist ihm unglaubwürdig und zu wenig angesichts der Not der Mitmenschen, die er sah. "Ehrfurcht vor dem Leben" – diese Worte findet er für seine Grundhaltung.
Mit Blick auf seine christlich und humanistisch geprägte Lebensphilosophie heißt dies: "Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will." Aus dem Glauben an das Geschenk des Lebens erwächst ihm die Überzeugung: Ich bin Leben, und ich will leben! Und er erkennt: Mein Leben steht immer in Konkurrenz zu anderem Leben, das auch leben will. "Ehrfurcht vor dem Leben" heißt also Toleranz und Respekt, auch ein Wissen um menschliche Abgründe und um die Notwendigkeit von Solidarität und Mitgefühl. Dieser zutiefst pazifistische Grundakkord findet seinen Ausdruck in seinem Urwald-Hospital, wo er eine Oase der Hoffnung aufbaut und geschwisterlich lebt mit vielen von tödlicher Krankheit gezeichneten Menschen. Und er zeigt sich in seiner Bereitschaft zum politischen Diskurs und Konflikt. "Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein!"
Als die Welt in der Kuba-Krise 1962 am atomaren Abgrund steht, beschwört er den US-Präsidenten Kennedy, jede Eskalation zu vermeiden – und ist erfolgreich. Bei der Verleihung des Friedensnobelpreises sagt er in Oslo: "Der Mensch ist zum Übermenschen geworden, weil er nicht nur über angeborene physische Kräfte verfügt, sondern dank allen Fortschritts auch über die latenten Kräfte der Natur. Eine neue Stufe wurde mit der Entdeckung der gewaltigen Kräfte erreicht, die durch die Spaltung des Atoms freigesetzt wurden. Nach einiger Zeit stellte sich heraus, dass das Zerstörungspotenzial einer damit bestückten Bombe unkalkulierbar war. Die wesentliche Tatsache, die wir in unserem Gewissen anerkennen sollten, ist, dass wir in dem Maße unmenschlich werden, wie wir zu Übermenschen werden. Wir haben gelernt, die Tatsachen des Krieges zu tolerieren: dass Menschen massenhaft getötet werden, dass ganze Städte durch die Atombombe vernichtet werden."
Albert Schweitzer war ein entschiedener Gegner aller Atomwaffen. Er sah darin ein Verbrechen an der Menschheit, der Natur und der gesamten Umwelt. Dieser Mensch hat mit seinem Leben prophetischen Mut bewiesen. Wir sollten ihn in Erinnerung behalten.