Die Morgenandacht Dieser Begriff bringt etwas zum Leuchten

Heinrich Dierkes
Heinrich Dierkes

Die Morgenandacht Dieser Begriff bringt etwas zum Leuchten

Trost kann einen festen Mantel um unser Leid legen und man kann mit Rost neue Kraft sammeln, ist der Theologe Heinrich Dierkes überzeugt.

Bild: Katholischer Gelmeindeverband Bremen

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Trost kann einen festen Mantel um unser Leid legen und man kann mit Rost neue Kraft sammeln, ist der Theologe Heinrich Dierkes überzeugt.

Es gibt sie wirklich, diese Sehnsuchtswörter, diese Begriffe, die etwas in uns zum Leuchten bringen. Ja, es gibt sie wirklich – Wörter, die helfen, die Mut schenken. Es gibt Wörter, die die Kraft haben, uns voranzubringen. Manchmal – so meine Erfahrung – manchmal reicht es, an sie zu erinnern, sie auszusprechen, um Menschen weiterzuführen. Es kann etwas in ihnen zum Klingen gebracht werden. So etwas wie ein neuer Grundton, eine neue Melodie des Lebens.

Trost ist so ein Wort. Trost – danach sehnen sich die Menschen. Damit meine ich aber nicht einen billigen Trost, meine keine einfache Vertröstung. Ich meine nicht den Trost, der sagt: "Mehr ist nicht drin!" Für mich hat Trost viel mit Begleitung, mit einfach-da-Sein zu tun. Trost bedeutet für mich, dass jemand meine Hand hält, mich in den Arm nimmt, mir ein gutes Wort sagt – und das ich dann spüre: Ich bin nicht allein. Jemand trägt mein Leid mit. Dabei ist Trost etwas anderes als einfach Hilfe. Trost nämlich repariert nicht. Er schafft keine Abhilfe. Trost kann keine Therapie sein, kein Allheilmittel.

Trost tröstet, schenkt Gemeinschaft. Und dieses Gefühl des Gemeinsamen, dieses Gefühl des Bei-Standes hilft dann doch. Und wir können es einander in den kleinsten Gesten und in den einfachsten Wörtern schenken. Der französische Philosoph Jean Pierre Wils hat einmal dazu geschrieben, dass Trost so etwas wie die "Ummantelung des Leidens" ist. Das Leid ist also hinterher nicht verschwunden, es ist nicht weg. Es ist aber eingekapselt, umwickelt, ummantelt – und dadurch nicht mehr so stark. Es tut nicht mehr so weh – auch, weil man es nicht mehr allein tragen muss.

Auf jemanden zugehen, bei ihm sein, zuhören, Zeit haben, einfach da sein – und manchmal dann auch gemeinsam Leid aushalten und durchstehen. Dann kann Trost einen festen Mantel um das Leid legen und man kann gemeinsam innehalten, ruhig werden, neue Kraft sammeln. Kleine Gesten nur – und doch so trostreich. In der Bergpredigt heißt es: "Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden." Und an diesem Trost können wir mitarbeiten. Ich kann durch meinen Trost für die Ummantelung des Leidens sorgen. Und Trost schenken. Und dann wird Trost zu einem Sehnsuchtswort. Trost ist sensibel, Trost ist wach – und Trost stellt den Trauernden in den Mittelpunkt. Trost hilft aus meinem Egoismus und macht das Herz weit. Meines – und das des zu Tröstenden. Trost ummantelt das Leid. Trost tröstet.

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