Die Morgenandacht Thomas Müntzer
Standdatum: 7. Juli 2024.
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Pastorin Ragna Miller erinnert an Thomas Müntzer, der vor genau 500 Jahren seine berühmte Fürstenrede hielt. Müntzer war der revolutionäre Gegenspieler von Martin Luther. Er kämpfte für eine Gerechtigkeit für alle Menschen, die nicht erst im Jenseits beginnen sollte
Am 13. Juli vor genau 500 Jahren hat sich die Welt verändert. Vielleicht nicht auf einen Schlag, aber Tag für Tag von diesem 13. Juli an. Ganz langsam keimte ein Pflänzchen, oft wieder platt getreten in den Wirren der Geschichte. Und doch keimte es vor sich hin.
Der 13. Juli 1524 war die Geburtsstunde für das Recht zum Widerstand.
Vor 500 Jahren hielt Thomas Müntzer eine Rede, die es in sich hatte. Seine Fürstenrede. Er säte mit seinen Worten den Widerstand aus. Und der keimte und wuchs und grub seine Wurzeln in die Erde.
Widerstand gegen die Fürsten und Herren. Gegen die Obrigkeit und auch die Pfaffen.
Denn oft genug machte Kirche sich gemein mit der Herrschaft gegen die armen Leute. Mit der Ausbeutung der Bauern. Und keinen gereute diese Ungerechtigkeit.
Bis zu diesem Tag im Juli.
Thomas Müntzer war ein Reformator. Viel weniger bekannt als der große Luther.
Auch weniger beliebt – jahrhundertelang. Zuerst stand Müntzer an Luthers Seite, ein Bewunderer – wie viele. Doch mit der Zeit wurden die Ziele, die Luther formulierte, dem Müntzer zu brav.
Und er brach mit dem Großen aus Wittenberg. Und dieser mit ihm. Wenn Luther ruft "Alle Obrigkeit kommt von Gott", dann reißt es Müntzer vom Stuhl.
Denn: Müntzer wollte mehr. Wollte die Reformation als soziale Revolution voranbringen.
Luther war für ihn ein "Vater Leisetritt". War das "geistlose, sanft lebende Fleisch zu Wittenberg".
Böse Worte vom radikalen Mahner Müntzer.
Er gehörte zum linken Flügel der Reformation. Wie man heute sagt. Zu denen, die wilde, umstürzlerische Ideen hatten und das Wagnis der wahren Freiheit wollten.
Thomas Müntzer war Pastor, Prediger und Protestant. Sozialrevolutionär und Kämpfer an der Seite der Bauern. Er war sehr wahrscheinlich ein Querulant, wollte mit dem Kopf durch die Wand. Außer Rand und Band, entfachte so manches Feuer.
Kein diplomatischer Denker, sondern oft kopfloser Kämpfer. Und den Kopf verlor er dann auch am Ende seines jungen Lebens im Jahr 1525.
Doch: Zeit seines Lebens hatte er die Rechte der Bauern und Armen im Blick.
Während Luther die zwei Reiche trennte und einen geordneten Staat empfahl, wollte Müntzer kurz gesagt, das Reich Gottes auf Erden. Gerechtigkeit. Zur Not auch mit blanker Gewalt.
Während Luther davon ausging, dass die in Ständen geordnete Gesellschaft eine gute Sache sei, stachelte Müntzer die Bauern zu Aufständen auf und kämpfte an ihrer Seite. Wollte eine neue Ordnung, neue Regeln. Das Reich Gottes nicht erst im Jenseits. Wollte kraftvolle Veränderung im Hier und Jetzt.
Am 13. Juli 1524 hielt Thomas Müntzer seine Fürstenrede. Und eckte damit an.
In seine Worten erhebt er das Volk vom einfachen Untertan zu einem selbst bestimmenden Menschen. Aus Gehorsam wurde Aufbruch. Widerstand. Dann und wann außer Rand und Band geraten, aber nötig für Veränderung im Laufe der Geschichte.
Müntzers Saat brauchte lange, um aufzugehn. Also: Lasst uns sehn, dass sie nie wieder eingeht. 500 Jahre sind wahrlich genug!
Lasst uns die Pflanze pflegen und hegen. Dem Widerstand weiten Raum geben.