Die Morgenandacht Seufzerbrücken
Stand: 13. März 2025.
Die Morgenandacht Seufzerbrücken
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Die Seufzerbrücke in Venedig hat es Pastorin Elisabeth Seydlitz angetan. Aber auch darüber hinaus kennt sie den ganz persönlichen Wert, wenn sich die Sorgen in einem tiefen Seufzer Luft machen können.
Vor einigen Jahren war ich in Venedig. Die Stadt hat es mir angetan. Vom ersten Moment an. Vor allem die Brücken. 400 gibt es davon. Die berühmteste ist sicher die Seufzerbrücke. 11 Meter lang, aus weißem Marmor und mit vielen Maskenköpfen verziert. Um sie ranken sich viele Legenden. Paare, die sich die ewige Liebe erhoffen, sollen sich küssen, während sie bei Sonnenuntergang in einer Gondel unter der Seufzerbrücke durchfahren. Angeblich bleiben sie dann für immer zusammen. Ob das wirklich stimmt?
Ihren Namen hat die Brücke jedenfalls nicht vom schmachtenden Seufzen der Verliebten, sondern von den verzweifelten Seufzern von Gefangenen. Die Brücke verbindet nämlich den Dogenpalast mit dem Gefängnis. Im Palast wurde den Verurteilten der Prozess gemacht. Danach wurden sie über die Brücke entlanggeführt in Richtung Gefängnis. Von dort konnten sie einen letzten Blick in die Freiheit werfen. Viele Seufzer sollen dabei zu hören gewesen sein.
Grund zum Seufzen hatte auch der Apostel Paulus. Es ist schon 2000 Jahre her, da war er verurteilt und gefangengenommen worden wegen seines Glaubens an Jesus Christus. Seine Zeit im Gefängnis hatte er gerade hinter sich gebracht. Da erreichten ihn Nachrichten aus Rom, dass immer mehr Gemeindemitglieder verschwinden. Verhört werden. Gefoltert. Dem Apostel hat es die Sprache verschlagen. Ihm fehlten die Worte. Das merkt man daran, wie er schreibt:
"Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich’s gebührt, sondern der Geist selbst tritt für uns ein mit unaussprechlichem Seufzen." (Römer 8,26) Wenn man so will, können wir uns einreihen in diese Seufzergemeinschaft. Denn Grund zum Seufzen gibt es auch heute genug. Seufzen verbindet. Jeder Seufzer ist eine Brücke zu Gott, sagt Paulus. Gerade dann wenn uns die Worte ausgehen. Dieses Gebet beherrscht jeder. Wenn uns die Worte fehlen, ist Gott nur einen Seufzer weit weg. Und unser Seufzen ist die direkte Brücke zu ihm.