Die Morgenandacht Ein Licht, das singt

Christof Haferkamp
Christof Haverkamp

Die Morgenandacht Ein Licht, das singt

Die Fenster von Alfred Manessier in der Kirche "Unser Lieben Frauen" haben es Christof Haverkamp angetan. Er sagt: Ein Besuch lohnt sich.

Bild: Katholischer Gemeindeverband Bremen

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Die Fenster von Alfred Manessier in der Kirche "Unser Lieben Frauen" haben es Christof Haverkamp angetan. Er sagt: Ein Besuch lohnt sich.

In der Mittagspause gehe ich hin und wieder nach dem Essen noch kurz in die Kirche "Unser Lieben Frauen". Die evangelische Bürgerkirche ist mitten in Bremen, direkt neben den Stadtmusikanten, dem Rathaus und dem Marktplatz.

Nach dem Dom ist sie die älteste Kirche der Stadt Bremen. An der Kirche "Unser Lieben Frauen" faszinieren mich vor allem die großen Glasfenster, die in bunten Farben leuchten. Ja, man kann von sogar einer Magie des Lichts sprechen. Dass diese Fenster hier eingebaut worden sind, war nicht selbstverständlich. Es gab sogar heftige Diskussionen.

Die Mauern der Kirche stammen aus dem Mittelalter, aber diese Glasfenster sind relativ jung. Im Zweiten Weltkrieg sind die vorherigen Fenster zerstört worden, und die Kirchengemeinde überlegte in der Nachkriegszeit, wie sie das Gotteshaus erneuern wollte. Keine leichte Aufgabe. Die Gemeinde wollte das Licht in dem Raum völlig neu gestalten. Es dauerte Jahre. 1957 zogen Gemeindemitglieder auf Erkundungsfahrten. Sechs Jahre danach fragten sie den Franzosen Alfred Manessier.

"Für manche Konservative war das schon ein starkes Stück, dass wir gewagt haben, einen katholischen Glasmaler zu beauftragen", erinnerte sich später Hans Koschnik, Gemeindemitglied und Bürgermeister. Vorbehalte gab es auch, weil Manessier abstrakte Fenster entworfen hatte.

Auf die Anfrage der Gemeinde hat er zunächst ein Jahr lang nicht geantwortet. Dann kam er 1964 erstmals nach Bremen. Der mittelalterliche Raum beeindruckte ihn, und spontan erklärte er sich zur Mitarbeit bereit. Ausgeführt wurden die Glasarbeiten bis 1979. Zwischendurch gab es in der Gemeinde heftige Debatten: Können wir so viel Geld ausgeben für neue Fenster, während Menschen in Afrika und Asien Hunger leiden? Manessier stellte daraufhin sein Honorar für eines der Fenster für ein Projekt in Togo zur Verfügung.

Sieht man sich heute diese Glasfenster an, schaut man auf abstrakte Farbflächen. Aber die vier Hauptfenster haben Themen: Eines hat mit Pfingsten zu tun, ein anderes mit Weihnachten, es gibt ein Marienfenster und ein Predigtfenster. Manessier legt Wert darauf, dass man die Inhalte der Bibel nicht aus seinem Werk heraussieht. Aber dass man die Inhalte kennt, um ihn als Künstler zu verstehen.

Es sind Fenster, die mit Licht und Farbe zum Meditieren einladen. Sie wirken wie Musik. "Licht, das singt", heißt passenderweise ein Bildband über diese Fenster. Kürzlich habe ich mit einer Frau gesprochen, die in der Kirche die Aufsicht hatte. Sie sagte, manche Menschen in Bremen hätten erst im hohen Alter erstmals diese Fenster bestaunt. Sollten Sie also noch nicht in der Kirche "Unser Lieben Frauen" gewesen sein: Dafür ist es nie zu spät – und es lohnt sich.

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