Die Morgenandacht Seufzen ist atmen mit Gott

Pastorin Elisabeth Seydlitz hat ihre alten Comics beim Aufräumen wiedergefunden. "Glucks", "Hihi", "Seufz". Comicsprache ist lautmalerisch und simpel. Und von diesem tiefen "Seufz" könnte man auch in der Bibel sehr viele entdecken.

Meine alten Donald Duck Hefte: Beim Ausmisten habe ich sie wiedergefunden: Meine ersten Comics. Wie hab ich sie geliebt. In den Ferien verschlungen. Mich über die verkürzte Sprache amüsiert. Und sie nachgeahmt. "Boah"! "Glucks!" "Hihi"! In manchen Sprechblasen steht auch "Seufz!". Immer dann, wenn Donald Duck das Schicksal gerade übel mitgespielt hat. Wenn der ewige Pechvogel zum wiederholten Male seinen Job verloren hat, wenn sein Onkel, der reiche Dagobert Duck unerbittlich seine Schulden bei ihm eintreiben will. Wenn seine drei Neffen ihm hinterrücks einen Streich gespielt haben. Oder wenn sein Vetter, der glückliche Gustav Gans, die Gunst der umworbenen Entendame Daisy gewonnen hat. "Seufz."

Nun ist ein Seufzer ja kein Wort. Es ist ein Laut, der einem ganz unwillkürlich entfährt. Er kommt tief aus dem Herzen. Ich atme tief ein. Und ganz kräftig aus, was mir auf der Seele, schwer auf der Brust liegt. Danach fühle ich mich besser. Wäre mein Leben ein Comic, würde also auch da in so manchen Sprechblasen "Seufz!" stehen. Nicht nur bei mir, sondern bei jedem Menschen. Denn Seufzen dient der Seelenhygiene. Das haben Wissenschaftler herausgefunden. Seufzen reinigt. Und ist sogar überlebenswichtig. Denn Seufzen belüftet die Lunge. Durch den tiefen Atemzug werden abgelegene Lungenbereiche mit Sauerstoff versorgt, die bei der normalen Atmung nicht erreicht werden. Deshalb seufzen wir jeden Tag mehrmals. Meist merken wir das gar nicht. Aber durch diese Art zu atmen bleiben wir gesund.

Seufzen hat mit Atmen zu tun, davon lese ich auch in der Bibel. Gleich am Anfang steht: "Da machte Gott der Herr den Menschen aus Staub von der Erde und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen." (Gen. 2,7) Von Anfang an sind wir also eng verbunden mit dem Atem Gottes. Mit seinem Geist. Und auch dann, wenn uns etwas die Sprache verschlägt, wir keine Worte finden, strömt Gottes Geist in unserem Atem. Er seufzt, bangt, hofft er mit uns.

Wäre die Bibel ein Comic, gäbe es so manche Sprechblasen, in denen "Seufz!" stehen würde. Aber auch "Hihi" und "Boah", weil Gott weiß, wovon unser Herz voll ist.