Neue Alben Nichts für nebenbei
Standdatum: 2. Dezember 2022.
Lena Belkinas neues Album "Passion for Ukraine" fordert die volle Aufmerksamkeit. Musikalisch und inhaltlich. Außerdem: Die Hamburger Retro-Soulband Nathan Johnston & The Angels of Libra mit ihrem Debütalbum. Die Alben der Woche präsentiert von Sophia Fischer und Till Lorenzen.
1 Lena Belkina – "Passion for Ukraine"
Die groß angelegte Invasion Russlands in der Ukraine habe sie verändert – das schreibt die ukrainische Mezzosopranistin Lena Belkina über ihr neues Album. Die Sängerin ist seit Jahren auf internationalen Opern- und Konzertbühnen unterwegs. Sie kennt sich im üblichen Repertoire aus. Sie singt Mozart, Rossini oder Bellini. Ihr neues Album klingt anders. Lena Belkina verzichtet auf bekannte Komponisten-Namen und widmet sich ausschließlich ukrainischen Volksliedern und der Musik ukrainischer Komponisten.
Wie klingt's?
Seit dem Start ihrer Karriere im Jahr 2009 singt Lena Belkina als Zugabe nach Konzerten ein ukrainisches Volkslied. Nun hat sie sich die Frage gestellt, warum es darüber nie hinausging. Viele Stücke auf "Passion for Ukraine" sind Erstaufnahmen – darunter auch neuere Werke von ukrainischen Komponisten. Ihre wunderschöne, dunkle und einfühlsame Stimme wird von der Pianistin Violina Petrychenko begleitet. Lena Belkina möchte von ihrer Heimat erzählen. Mit ihrem neuen Album will sie zeigen, dass die Ukraine eine reiche Kultur, eine eigene Sprache und Geschichte hat.
Warum hören?
"Passion for Ukraine" ist nichts für nebenbei. Lena Belkina fordert die volle Aufmerksamkeit. Musikalisch und inhaltlich. Am Ende hinterlässt das Album ein mulmiges Gefühl, aber auch eine Faszination für diese emotional aufgeladene und hochaktuelle Musik, die nichts weiter braucht als eine Stimme und ein Klavier.
2 Nathan Johnston & The Angels of Libra
Die Geschichte des Albums "Nathan Johnston & The Angels of Libra" der gleichnamigen Combo beginnt in einem dänischen Ferienhaus. Dort haben sich die Hamburger Musiker Dennis Rux, Chris Härtel, David Nesselhauf und Lucas Kochbeck zwei Wochen zurückgezogen und Instrumentalsongs aufgenommen. Aber nicht mit einem Laptop, sondern mit einem 8-Spur-Kassettenrecorder von 1980 – so richtig "oldschool". Der irische Sänger Nathan Johnston macht die Hamburger Retro-Soulband komplett. Nun ist das selbstbetitelte Debütalbum erschienen.
Wie klingt's?
Hoffnung ist das verbindende Element aller Songs. Viele der Titel beziehen sich dabei auf mythologische oder religiöse Geschichten. Musikalisch ist der Einfluss von Soul-Größen wie Curtis Mayfield, Bill Withers oder Stevie Wonder zu hören. Zwei Songs nehmen sogar direkt Bezug auf Curtis Mayfield: "Curtis (Do you wanna be a star)" und "Curtis Reprise". Letzterer ist ein Hochgeschwindigkeitssong mit mitreißendem Bläserarrangement und voranpreschender Rhythmusgruppe. Und auch wenn der Geist der 60er und 70er in den Songs mitschwingt, so klingen sie doch modern und haben eine Menge Groove.
Warum hören?
Der Band The Angels of Libra ist in Zusammenarbeit mit dem Sänger Nathan Johnston eine ganz besondere Retro-Soul-Perle gelungen, die ihre Einflüsse gar nicht erst versucht zu verstecken. Im Gegenteil: Durch ihren selbstbewussten Umgang damit haben sie zu einer eigenen Sprache gefunden und zehn Songs voller trickreicher Wendungen und großer Botschaften aufgenommen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 2. Dezember 2022, 09:40 Uhr