Neue Alben Melancholische Klänge für die kalte Jahreszeit
Standdatum: 16. Dezember 2022.
Die ukrainisch-deutsche Pianistin Marina Baranova bringt uns ihre Winter-Stimmung näher und Maarten Devoldere aus Belgien präsentiert ein sehr persönliches Soloalbum. Unsere Alben der Woche, präsentiert von Sophia Fischer und Till Lorenzen.
1 Musikalische Weihnachtsbotschaft
Weihnachten ist in der Musik immer wieder ein beliebtes Thema. Manchmal gelingt es tatsächlich, auch etwas Neues über das Fest zu erzählen. Die ukrainisch-deutsche Pianistin Marina Baranova hat mit "White Letters" in diesem Jahr ein Album veröffentlicht, mit der sie ihre ganz persönliche Winter-Stimmung eingefangen hat. Sie kommt aus einer jüdischen Familie. Weihnachten hat sie noch nie gefeiert. Von der Stimmung in dieser Zeit sei sie aber schon immer fasziniert gewesen. Davon, dass Familien zusammenkommen, viele Menschen, hilfsbereiter und mitfühlender werden. Auf ihrem Album hält die Pianistin diese Eindrücke fest.
Wie klingt's?
Der Name "White Letters" des Winter-Solo-Projekts von Marina Baranova meint die sogenannten "weißen Buchstaben", die nur erkennen kann, wer zwischen den Zeilen liest. Genauso subtil ist auch ihre weihnachtliche Botschaft: Da ist kein Kitsch. Dafür aber eine ordentliche Portion Melancholie. Sie bewegt sich frei und virtuos über kreative Arrangements bis hin zur Improvisation. Ihr Herz sei für alle Richtungen der Musik offen, sagt die Pianistin. Sehr deutlich wird das in ihren eigenen Kompositionen mit eingängigen Melodien und poppig weichen Sounds. Sie schlägt aber auch eine Brücke in die jüdische Tradition. Stücke von Ernest Bloch oder Rosy Wertheim symbolisieren für die Musikerin das jüdische Lichterfest Chanukka, das jedes Jahr im Winter gefeiert wird.
Warum hören?
Es ist ein besonderes Weihnachts-Album. Marina Baranova erzählt ihre Geschichte von Identität, von Kindheitserinnerungen, warmer Neugierde und einer abgekühlten Welt. Dieser sensible und nachdenkliche Ansatz klingt noch lange nach. Nicht nur an Weihnachten, sondern einen ganzen Winter lang.
2 Gitarrenmusik und Herzschmerz
Der 34-jährige belgische Musiker Maarten Devoldere ist der Frontmann der Band Balthazar. Unter dem Pseudonym Warhaus hat er auch ein Soloprojekt gestartet. Er wollte neben der Band noch andere Dinge ausprobieren, die persönlicher sind. Mittlerweile ist Devolderes drittes Album unter dem Namen Warhaus erschienen – und das Album "Ha Ha Heartbreak" könnte nicht persönlicher sein.
Wie klingt's?
Das neue Album ist nach dem Ende einer Beziehung auf Sizilien entstanden. In Palermo saß er einsam im Hotelzimmer und hatte seine Gitarre, ein Mikrofon und eben auch sein frisch gebrochenes Herz dabei. Innerhalb weniger Wochen schrieb er die Grundlagen für seine neuen Songs. Im Studio wurden daraus dann elegante Indiesoulpop-Nummern. Der Gesang bildet die Basis des Albums, die Arrangements wurden Drumherum gestrickt. Streicher, Pianos, Gitarren und warme Bässe umarmen diese impulsiven Gefühlsausbrüche und geben eine gewisse musikalische Leichtigkeit zurück.
Warum hören?
Das neue Album von Maarten Devoldere alias Warhaus swingt und glänzt, gleichermaßen ist es voller Traurigkeit. Es bleibt zu wünschen, dass Devoldere seinen Herzschmerz mit diesem Album überwinden kann und vielleicht sogar mittlerweile wieder richtig lacht. Denn immerhin heißt die neue Platte ja "Ha Ha Heartbreak."
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 16. Dezember 2022, 07:50 Uhr