Neue Alben Neue Alben mit bekanntem Charme
Standdatum: 9. Dezember 2022.
Die alten Zeiten werden ausgepackt: Seth Avett feiert seinen Helden Greg Brown, indem er seine Songs covert, und David Crosby greift stilsicher auf sein erstes Soloalbum zurück.
1 Die Songs seines Helden Greg Brown
Man kennt ihn als Teil der Americana-Band The Avett Brothers, doch auch solo hat er schon mehrere Alben veröffentlicht: Der Sänger und Multi-Instrumentalist Seth Avett aus North Carolina. Auf seinem neuen Album spielt er allerdings keine selbst komponierten Songs, sondern die eines seiner musikalischen Helden. Das hatte er vor ein paar Jahren schon mal gemacht, als er ein Album mit Songs von Elliott Smith herausgebracht hat. Jetzt widmet er einem anderen Vorbild eine Hommage: Greg Brown.
Wie klingt‘s?
Greg Brown ist ein Folk-Singer/Songwriter aus dem Mittleren Westen der USA, der in seiner fast 50-jährigen Karriere zwar rund dreißig Alben veröffentlicht, aber dennoch nie den ganz großen Durchbruch erlebt hat. Vor allem in Songwriter-Kreisen wird er hochgeschätzt. Seth Avett möchte das Werk von Greg Brown nun einer neuen Hörerschaft zugänglich machen. Seth Avett fühlt sich hörbar zuhause in den Songs von Greg Brown. Die leicht schroffe Bariton-Stimme seines Helden versucht er gar nicht erst zu imitieren.
Warum hören?
Er verleiht den Songs durch seine eigene melodiösere Intonation neue Frische und Klarheit. Das bekommt vor allem den ursprünglich eher düsteren, grüblerischen Nummern gut. Greg Browns Geist, seine Offenherzigkeit und Menschlichkeit klingen trotzdem in jedem Takt durch.
2 Ein stilistischen Rückgriff aufs erste Soloalbum
Im August wurde die Rock-Legende aus der Generation „Woodstock“ einundachtzig – und hat seit einigen Jahren einen kreativen Lauf, der die Kritiker beeindruckt. Jetzt hat Crosby mit seiner „Lighthouse Band“ ein Live-Album veröffentlicht, inklusive zusätzlicher DVD. Es präsentiert einen Altmeister auf der Höhe der Zeit.
Wie klingt‘s?
David Crosby präsentiert mit diesem Konzert, aufgenommen in einem historischen Theater an der US-Ostküste Ende 2018, in gewisser Weise einen stilistischen Rückgriff auf sein erstes Soloalbum „If I Could Only Remember My Name“ von 1971. Wie jener Klassiker der fortgeschrittenen Hippie-Ära bewegen sich die Songs wie ein Stück „mood music“ durch die Gehörgänge. Eine „Stimmungsmusik“ aus Solo- und Chorstimmen, Akustikgitarren, Bass, dazu etwas Tastenarbeit. Das ist kein Rock-Klangbild, sondern Songwriter-Musik inszeniert als Folk-Jazz. Überwiegend aktuellere Songs sind zu hören, dazu einige alte aus dem Crosby-Kanon.
Warum hören?
Die verhaltene Musik dieses Live-Albums identifiziert David Crosby abermals als geläuterten alten Hippie. Er singt von Liebe und Gefährtenschaft vor dem Hintergrund verrinnender Lebenszeit, von Flüchtlingsschicksalen und Klimawandel. Der Blick nach innen steht neben dem Blick nach außen. Wie schon damals. Am Ende jedoch steht die große alte Hymne der „Generation Woodstock“. An ihre Werte glaubt Crosby noch immer. Wer ihn hier hört - mit immerhin Ende siebzig - der hört erstaunlicherweise einen Musiker auch für die Gegenwart.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 9. Dezember 2022, 14:13 Uhr