Luchs des Monats Der Luchs des Jahres 2024 geht an zwei Gewinnerinnen

Autorin

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Das Luchs-Signet Bild: Zeichnung: Friedrich Karl Waechter

Der Jahres-Luchs 2024 geht an die Graphic Novel "Outline" von Michèle Fischels, erschienen im Reprodukt Verlag, und an die Kurzgeschichtensammlung "Fucking fucking schön" von Eva Rottmann, erschienen bei Jacoby & Stuart. Damit werden erstmals in der Geschichte des Kinder- und Jugendbuchpreises von "Zeit" und Radio Bremen zwei Bücher ausgezeichnet. Beide richten sich an Leserinnen und Leser ab 14 Jahren. Während Fischels von den vielen letzten Malen am Ende der Schulzeit erzählt, widmet sich Eva Rottmann dem Thema Aufklärung und schreibt in zehn Kurzgeschichten über zehn erste Male.

Die Luchs-Jury erklärt die Doppelauszeichnung: "Erstmals in der bald 40-jährigen Geschichte des Luchs-Preises haben wir als Jury entschieden, gleich zwei Bücher mit dem Jahres-Luchs auszuzeichnen. Nicht etwa, weil wir uns nicht auf einen Gewinner einigen konnten, sondern weil die Bücher etwas eint und sie sich aufs Beste ergänzen: Michèle Fischels und Eva Rottmann erzählen beide auf bemerkenswerte Art für Jugendliche und von Jugendlichen – die eine in Bildern, die andere in Texten. Jeder gelingt es auf ihre Art, die Intensität dieses Lebensabschnitts einzufangen, die Ängste und Sehnsüchte von Heranwachsenden ernst zu nehmen, ohne dabei die Leichtigkeit zu verlieren. Zwei Bücher, die einfühlsam, zärtlich und berührend zeigen, was es bedeutet, erwachsen zu werden. Fischels und Rottmann bauen beide Brücken in diese oft seltsam anmutende und überfordernde Welt. Sie ermutigen ohne zu schönen, geben Ängsten genauso viel Raum wie der Zuversicht – und tarieren all das gekonnt mit Humor aus."

Zu den Büchern

Buchcover "Outline" von Michèle Fischels
Michèle Fischels: "Outline", Reprodukt Verlag, 208 Seiten, 24 Euro und empfohlen für Jugendliche ab 16 Jahren. Bild: Reprodukt Verlag

Im Zentrum von Fischels Graphic Novel "Outline" stehen Clara, Ben und Andreas, die ihr letztes Schuljahr vor dem Abitur durchleben und durchleiden – eine Coming-of-Age-, eine Dreiecks- und eine Coming-out-Geschichte unter Heranwachsenden: Alle fragen sich: Was bloß anfangen mit dem eigenen Leben? Eva Rottmanns Kurzgeschichtensammlung "Fucking fucking schön" könnte man ein literarisches Aufklärungsbuch nennen. Die Autorin gibt keine Ratschläge, sondern erzählt einfühlsam und humorvoll von Liebe, Sex und Zärtlichkeiten. Jede Erzählung ist in sich geschlossen, steht über die Figuren und Orte aber gleichzeitig in Beziehung zu den anderen.

Die Begründung der Jury

"Fischels Comic fängt von der ersten Seite an das Gefühl von Aufbruch und Abschied ein, diesen Schwebzustands des Dazwischen, der so köstlich wie angsteinflößend ist. Fischels treibt die Handlung über knappe Dialoge voran, es findet sich kein einziger gestelzter Dialog, kein aufgesetzter Erklärsatz. Streckenweise erzählt sie auch ganz ohne Worte und schafft Bilder von ungeheurem Sog und einer jugendlichen Leidenschaft – bemerkenswert, dass diese Arbeit ein Debüt ist! Dass sie in ihren Zeichnungen oft mehr andeutet, als auszumalen, passt nicht nur perfekt zum Titel "Outline", also Skizze, Entwurf, sondern ist zugleich eine Einladung an jede und jeden, sich selbst in die Handlung hineinzuspiegeln.

Luchs des Monats: "Fucking fucking schön", Buch von Eva Rottmann
Eva Rottmann: "Fucking fucking schön", 176 Seiten, Verlagshaus Jacoby & Stuart, 16 Euro und empfohlen für Jugendliche ab 14 Jahren. Bild: Verlagshaus Jacoby & Stuart | Collage Radio Bremen

Auch Eva Rottmanns Texte leben von einer großen Nähe zu den Leserinnen und Lesern. Schon mit dem Buchtitel "Fucking fucking schön" setzt die Autorin den Ton, den sie über die mehr als 150 Seiten konsequent durchhält: lässig und rotzig und direkt, als habe Rottmann ihn ihren jugendlichen Figuren abgelauscht. Sie beleuchtet in den Kurzgeschichten die facettenreiche Gefühlspalette, ihre Charaktere wachsen einem unmittelbar ans Herz, vermutlich auch deshalb, weil sie keine Vorbilder sind. Sie machen Fehler, verletzen andere, belügen und verraten sich selbst. Dieses "Aufklärungs-Buch", das eben keine plumpen Ratschläge gibt, wünscht man jedem Teenager, dazu ist es in seiner innovativen Erzählform ein echter Solitär. In einem Jahr, in dem so viel und so befremdlich über Jugendliche gesprochen wurde – Alle rechts? Alle depressiv? Alle faul? – kann man sich als Gegenpol keine besseren Bücher als "Outline" und "Fucking fucking schön" wünschen."

Die Jahres-Luchs Preisverleihung:

Der Preis wird am Vorabend der Leipziger Buchmesse, am Mittwoch, dem 26. März 2025, verliehen und ist mit 8.000 Euro dotiert.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Vormittag, 11. Dezember 2024, 10:10 Uhr

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