Was wir lesen Hier spielt die Musik: 5 Bücher über Klang, Ton und Kreativität
Standdatum: 9. August 2023.
Ob es Bücher über Musikinstrumente oder über Musiklegenden sind: Alles was hinter dem Klang steckt, ist lesenswert. Passend zum Musikfest in Bremen haben wir eine Auswahl zusamengesucht. In unseren Empfehlungen aus der Redaktion geht es um Lebenstipps von einem der größten Musikproduzenten unserer Zeit, über die Popkultur der 1990er Jahre bis hin zu einem Kinderbuch, wo Musik ganz niedrigschwellig nah gebracht wird.
1 Kreativität
Rick Rubin: kreativ. Die Kunst zu sein
Rick Rubin, einer der einflussreichsten und angesehensten amerikanischen Musikproduzenten der Gegenwart, hat unter anderem mit Musikgrößen wie Adele, den Red Hot Chili Peppers oder Johnny Cash zusammen gearbeitet. In "kreativ. die Kunst zu sein" gibt Rick Rubin 78 Denkanstöße, Ideen und Beobachtungen preis, die neue Perspektiven ermöglichen und zur Reflexion eigener Arbeiten anregen. Er lädt ein, tiefer zu blicken und neue Wege zu gehen. Kreativ und spirituell, im Privaten, im Beruf, in der Freizeit oder im Miteinander. Ob in einer Schaffenskrise - oder ganz ohne Berührungspunkte mit kreativer Arbeit: Mit kurzen, inspirierenden Sätzen untermalt er seine übersichtlich gegliederten Inhalte und schlägt Brücken zu neuen Gedanken. Ohne erhobenen Zeigefinger und ohne die Intention, einen vermeintlich einzig wahren Weg aufzuzeigen. Mit besonderem Fingerspitzengefühl hat Rubin einen Lebensratgeber geschrieben, der eigentlich kein Ratgeber sein soll.
Warum lohnt sich das Lesen?
Nicht nur, wer kreativ arbeiten möchte oder kunstschaffend tätig ist, findet hier Antworten und Handlungsempfehlungen, um festgefahrene Situationen alternativ zu lösen. Hier spricht ein Guru, um nicht zu sagen ein Star, von den Erfahrungen seiner Zusammenarbeit mit bekannten Idolen. Wie schafft man es, etablierte Musiker und Musikerinnen, die in einer Sackgasse stecken, auf Kurs zu bringen und ihnen zu Ruhm zu verhelfen? Und was hat das mit uns zu tun? Lesen Sie dieses Buch! Denn: "Gute Gewohnheiten schaffen gute Kunst."
2 Entdecken - Kinderbuch
Ole und Hans Könnecke: Hört sich gut an
Es ist ein eklektisches Sammelsurium: Triangel und Theremin werden neben Klavier und Klarinette vorgestellt, selbst Computer und menschliche Stimmen sind in diesem von Ole Könnecke wunderschön illustrierten Kinderbuch zu finden. Jedes Instrument wird von einem Tier gespielt, die Triangel zum Beispiel verschwindet fast in den Pranken eines prächtigen Löwen im Frack. Kleine witzige Texte zu Herkunft, Spiel- oder Bauweise der Instrumente begleiten die Illustrationen, dazu gibt es Anekdoten zum Schmunzeln. Zum Beispiel wird erwähnt, dass guten Geigenspielern früher nachgesagt wurde, sie hätten wohl einen Pakt mit dem Teufel geschlossen. Zu jedem Instrument hat Hans Könnecke ein kleines Stück komponiert, zu hören über einen QR-Code, der mit dem Smartphone gescannt werden kann.
Warum lohnt sich das Lesen?
Na gut, es sind 52 Instrumente und nicht 50, schreiben die Autoren im Vorwort. Das sei Ole und Hans Könnecke verziehen, denn das Ergebnis ist ein zauberhaftes Kinderbuch, das nicht nur kleinen Leserinnen und Lesern Spaß machen sollte. Ein buntes, launiges Buch über Musikinstrumente, zum Lesen, Entdecken und Hören!
3 Die 90er
Jens Balzer: No Limit
Es beginnt mit dem Silvesterabend des Jahres 1989 am Brandenburger Tor in Berlin. Die Mauer ist gefallen, die Welt rückt zusammen. Grenzenlose Freiheit: Daran glaubt man noch zu Beginn der 90er Jahre. Aber unter der heiteren Oberfläche brechen bald alte Konflikte auf, das politische Klima trübt sich ein. Das lange Jahrzehnt der 90er endet für Jens Balzer am 11. September 2001 mit dem Anschlag auf das World Trade Center in New York.
Warum lohnt sich das Lesen?
Nach Büchern über die 70er und 80er-Jahre untersucht Jens Balzer nun die 90er-Jahre aus dem Blickwinkel der Popkultur. Er erzählt anschaulich und in leichtfüßigem feuilletonistischen Stil von einem ambivalenten, zukunftsgläubigen Jahrzehnt, in dem große Hoffnungen schnell enttäuscht wurden.
4 Opernverführung
Barbara Vinken: Diva
In der männerdominierten Kultur Europas hatte die Oper immer schon einen Sonderstatus: Hier singen Kastraten mit Mädchenstimmen, hier ist Crossdressing eher die Regel als die Ausnahme, und hier leiden die Frauen am heldinnenhaftesten. In der Liebe geht es kreuz und quer, und keinem, schreibt die Autorin, wird von Bellini über Verdi bis Puccini so übel mitgespielt wie dem virilen Tenor. Am Beispiel vieler berühmter Opern deckt Barbara Vinken brisante Seiten des klassischen Musiktheaters auf. Was auf den ersten Blick nach kitschig-verkopfter Bildungsbürgerunterhaltung aussieht, zeigt sich durch die kulturgeschichtlichen Ausführungen der Autorin als tabuarme, antipatriarchale Parallelwelt. Am Ende, so Vinken, kommen die Männer mit dem Leben davon, aber nicht mit viel mehr. Noch im Liebestod triumphiert die Operndiva.
Warum lohnt sich das Lesen?
Lässig und schwungvoll bürstet die Kulturwissenschaftlerin den klassizistischen Staub aus den Opernroben. Das macht Spaß und erfrischt die Gedanken. Eine wirklich ideenreiche Opern-Verführung, nicht nur für Fans!
5 Fotografie
Paul McCartney: 1964
Es geschah vor mittlerweile sechzig Jahren: Die Beatles eroberten die Welt und lieferten mit ihrer Musik eine „Ground Zero“-Erfahrung auch für die amerikanische Jugend, die soeben – wie das ganze Land – traumatisiert war vom Mord an John F. Kennedy nur weniger Monate zuvor. Paul McCartney wiedergefundene Fotos der Jahre 1963 - 1964 bebildern nicht nur einige Stationen dieser popmusikalischen Welt-Eroberung, sie liefern auch bislang unbekannte Inneneinsichten aus dem inneren Zirkel der Gruppe. McCartney präsentiert sich dabei auch als frühes Fotografen-Talent mit einem eigenen kreativen Blick auf das Geschehen. Zuerst in Schwarzweiß, dann in Farbe. In großem Tempo und mit viel jugendlichem Esprit.
Warum lohnt sich das Lesen?
Das Buch erzählt in seinen Bildern eine Geschichte, die sich von jugendlicher Unschuld zum neuen Leben als gejagte Berühmtheit bewegt. Besonders lesenswert: Ein einleitendes Essay der renommierten US-Historikerin Jill Lepore. Sie liefert den historischen Kontext für den hier präsentierten „neuen Wahnsinn“. Vier junge Briten, die nicht mehr für das Empire kämpfen mussten, sondern unterwegs waren für eine neue Welt und Freiheit.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 30. Juni 2023, 13:38 Uhr