Im Porträt Gute Eltern machen Fehler – Nora Imlau gibt Tipps für Familien
Standdatum: 14. Dezember 2022.
Nora Imlau ist vierfache Mutter und hat sich schon früh für Pädagogik interessiert – auch, weil ihre Eltern in einem reformpädagogischen Internat gearbeitet haben. Als Journalistin hat sie sich dann entschieden, über Erziehungsfragen zu schreiben. Einige ihrer Ratgeber sind mittlerweile Bestseller.
Dass Nora Imlau Journalistin werden will, wusste sie schon während des Studiums. Und da sie sich am meisten für das Thema Pädagogik interessiert hat, macht sie ein Praktikum bei der Zeitschrift "Eltern" und arbeitet danach als freie Journalistin.
Respekt und Wertschätzung für die Kleinsten
Dass ihr die Pädagogik nahesteht, liegt auch an ihrer Kindheit und Jugend: Ihre Eltern waren Lehrer an einem reformpädagogischen Internat. Und hatten beide eine zu dieser Zeit noch außergewöhnliche Einstellung zur Kindererziehung. Sie sagten zum Beispiel, dass Pädagogik die Welt verändern könne und haben nicht nur die Schülerinnen und Schüler am Internat entsprechend mit viel Respekt und Wertschätzung behandelt, sondern auch ihre eigenen Kinder. "Der Anspruch meiner Eltern war ohne Verbote und Strafen zu erziehen", erzählt Nora Imlau. Das habe zwar nicht immer geklappt, aber der Wille war da.
Ich wurde in der Grundschule gemobbt, weil ich anders war als andere Kinder.
Nora Imlau über ihre Schulzeit
In der Grundschule ist Nora Imlau eine Außenseiterin. Das führt sie auch auf ihre Erziehung zurück. "Ich wurde in der Grundschule gemobbt, weil ich anders war als andere Kinder", sagt sie. Inzwischen hat die vierfache Mutter 18 Bücher und unzählige Artikel in verschiedenen Zeitschriften und Ratgebern geschrieben. "Ich konnte jeden Schritt als Mutter gleich auch als Journalistin aufarbeiten und darüber schreiben", erzählt sie. Und da sie als junge Mutter selten Literatur fand, die ihr geholfen habe, hat sie irgendwann selbst angefangen, Erziehungsratgeber zu schreiben.
Mein zweites Kind hat mich Demut gelehrt.
Nora Imlau über Kinder, die herausfordern
Die 39-Jährige schreibt darin unter anderem, dass man für unterschiedliche Kinder auch unterschiedliche Erziehungsstile brauche, weil jedes Kind anders ist. Auch das hat sie selbst als Mutter erfahren: Ihr erstes Kind ist sehr ruhig und zufrieden, während das zweite Kind ein Schreibaby ist. "Mein zweites Kind hat mich viel Demut gelehrt", sagt sie. Doch darüber sei sie heute sehr froh, denn viele ihrer Bücher wären ohne diese Erfahrung gar nicht entstanden.
Nora Imlau fordert Eltern dazu auf, Familie neu zu denken. Für Kinder sei es gut, wenn auch andere Menschen in die Erziehung mit einbezogen werden. "Eltern haben oft ein schlechtes Gewissen, wenn jemand anderes als Betreuungsperson dazu kommt", erzählt sie von ihren Erfahrungen. "Das ist aber ein Missverständnis – Kinder profitieren nämlich davon, wenn sie ein Bindungsnetz haben."
Für Kinder sind perfekte Eltern ein Albtraum.
Nora Imlau über Latten, die oft zu hoch liegen
Sie ermuntert sie gerade alleinerziehende Mütter und Väter, aber auch Familien dazu, ein Netzwerk aufzubauen, in dem das Kind groß werden kann. Gleichzeitig sagt sie, dass Eltern unbedingt Fehler machen sollten – viele Eltern meinen, alles perfekt machen zu müssen. "Für Kinder sind perfekte Eltern aber ein Albtraum." Kinder bräuchten für ihre Entwicklung, dass Eltern Fehler machen. Außerdem ermutigt sie Eltern dazu, auf ihre eigenen Grenzen zu achten und sie gegenüber Kindern auch zu wahren. "Viele Eltern glauben, zum liebevollen Elternsein gehören Grenzen nicht dazu." Die Konsequenz sei, dass viele Eltern ausgebrannt sind. Sie selbst hat nach zwei Kindern sehr lange überlegt, ob sie noch weitere Kinder bekommen möchte, erzählt die Journalistin. Heute sind es vier, die im Hause Imlau herumtollen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Gesprächszeit, 14. Dezember 2022, 18:05 Uhr