Lieblingsmensch Diese Bremerin hilft Jugendlichen dabei, psychisch gesund zu bleiben

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Eine junge Frau mit Kopftuch und dunklem Mantel steht vor grünen Bäumen.
Die 28-jährige Rümeysa Atli lebt und arbeitet in Bremen-Huchting. Ihre Herzensangelegenheit: psychische Gesundheit. Bild: Radio Bremen | Lieselotte Scheewe

Immer mehr Jugendliche und junge Erwachsene werden psychisch krank. Rümeysa Atli möchte das ändern. Sie kümmert sich um die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Bremen-Huchting.

Eine junge Frau mit Kopftuch und dunklem Mantel steht vor grünen Bäumen.

Jugendliche mental stärken — dafür kämpft diese Bremerin in Huchting

Für Rümeysa Atli ist die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen eine Herzensangelegenheit.

Bild: Radio Bremen | Lieselotte Scheewe

Rümeysa Atli ist regionale Fachkraft für die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen, ihre Stelle ist Teil eines Projekts vom Bremer Gesundheitsamt.

Es ist sehr wichtig das Thema psychische Gesundheit zu thematisieren und darüber aufzuklären.

Rümeysa Atli

Für Rümeysa Atli ist die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen eine Herzensangelegenheit. Meistens thematisiere man nur die "normalen" Gesundheitsthemen wie Ernährung oder Bewegung, sagt sie. "Aber es ist auch sehr wichtig das Thema psychische Gesundheit zu thematisieren und darüber aufzuklären. Damit es uns gut geht, so wie wir sind. Damit wir Schwierigkeiten im Leben meistern können, weil die gibt es immer."

Um das zu tun, gehen die 28-Jährige und ihre Kollegin Kristina Dobers in Schulen und Kitas, in Elterncafés, Kirchen und Moscheen — zum Beispiel in eine achte Klasse in Huchting. Auf die Frage, was ihnen nicht gut tut, antwortet eine Schülerin: "Wenn man zum Beispiel zu gestresst ist und dann sein Zimmer aufräumen soll und dann noch mit den Eltern diskutieren muss."

Es wird leider in unserer Gesellschaft immer noch als negativ betrachtet, wenn man eine Psychotherapie in Anspruch nimmt oder in eine Psychiatrie geht.

Rümeysa Atli

Rümeysa Atli hat in Bremen Gesundheitswissenschaften studiert. Nach ihrem Studium hat sie sich den Bereich der mentalen Gesundheit ausgesucht, weil sie es wichtig findet, früh anzusetzen, um Kindern und Jugendlichen zu helfen. Sie ist in Delmenhorst aufgewachsen. Heute wohnt und arbeitet sie in Huchting. Dadurch bekommt sie mit, was in ihrem Stadtteil passiert.

Vielen Menschen falle es schwer, sich Hilfe zu suchen, erzählt sie. Diese Menschen dabei zu unterstützen, das ist eine Herausforderung ihrer Arbeit. "Es wird leider immer noch in unserer Gesellschaft als negativ betrachtet, wenn man eine Psychotherapie in Anspruch nimmt oder in eine Psychiatrie geht. Das wollen wir nicht. Wir wollen zeigen, welche Wege es gibt, eine Psychotherapie in Anspruch zu nehmen und, dass das überhaupt nicht schlimm ist. Kinder und Jugendlichen brauchen das, falls der Bedarf da ist."

Immer mehr psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen

Und der Bedarf ist hoch. Nach der Corona-Pandemie sind die psychischen Krankheiten bei Kindern und Jugendlichen angestiegen. Von 2019 auf 2021 haben sich zum Beispiel Depressionen bei Mädchen um 27 Prozent erhöht.

Vor allem Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien sind von psychischen Auffälligkeiten betroffen. Das zeigt die bundesweite COPSY-Studie. Sie hat die Folgen der Pandemie auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen untersucht. Rümeysa Atli sieht das bei ihrer Arbeit auch deutlich: "In diesen Jahren waren die Kinder und Jugendlichen nur zu Hause. Die Gewalt hat zugenommen. (...) Auch der Medienkonsum spielt eine große Rolle, weil die Kinder zu sehr Medien konsumieren und nicht mehr viel draußen spielen", erzählt sie.

Die Eltern sind entsetzt, wenn sie den Schritt in eine Psychotherapie mit den Kindern oder mit dem Jugendlichen wagen, aber dann trotzdem monatelang auf einen Therapieplatz warten.

Rümeysa Atli

Zudem sei die Arbeit mit den Eltern enorm wichtig. Um den Kindern und Jugendlichen zu helfen, setzt Rümeysa Atli auch dort an. Ihr Lösungsvorschlag: früh aufklären und den Familien Rüstzeug an die Hand geben. "Vielen Eltern ist nicht bewusst, wie wichtig die Selbstfürsorge eigentlich ist. Viele sagen, dass sie gar nicht drauf achten, weil sie im Alltag so viel zu tun haben."

Wenn es jemandem schlecht geht, vermittelt Rümeysa Atli an Hilfsangebote. Dann trifft sie häufig auf ein Problem: Die Wartelisten für einen Therapieplatz sind lang." Die Eltern sind entsetzt, wenn sie den Schritt in eine Psychotherapie mit den Kindern oder mit dem Jugendlichen wagen, aber dann trotzdem monatelang auf einen Therapieplatz warten." Das sei ein Problem, denn je früher psychische Erkrankungen behandelt werden, desto besser sind die Heilungschancen.

Psychisch gesund zu sein spielt eine große Rolle, auch für das Zusammenleben in unserer Gesellschaft.

Rümeysa Atli

Auch bei ihrer eigenen Arbeit sind die Ressourcen knapp. Das Projekt, das ihre Stelle finanziert, läuft noch bis Ende 2024. Rümeysa Atli hofft, dass es verlängert wird. Um Langzeitfolgen von psychischen Problemen wie Arbeitslosigkeit, Gewalt, oder Sucht zu verhindern, sei ihre Arbeit sehr wichtig. "Psychisch gesund zu sein, spielt eine große Rolle, auch für das Zusammenleben in unserer Gesellschaft. Wenn man psychisch stabil ist, dann ist es auch im Leben viel leichter, Schwierigkeiten bewältigen zu können."

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 21. September 2024, 13:40 Uhr

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