Auf der Bühne "Ein großer Aufbruch" – Premiere mit vielen Emotionen in Bremerhaven

Premiere 14. Januar 2023 // Großes Haus

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Das Ensemble des Theaterstücks "Ein Großer Aufbruch" von Magnus Vattrodt
Im Stück "Ein großer Aufbruch" gerät ein Familientreffen aus den Fugen. Bild: Stadttheater Bremerhaven | Manja Herrmann

Selten eignet sich eine Filmvorlage so gut für das Theater. Der Fernsehfilm "Ein großer Aufbruch" von Matti Geschonneck aus dem Jahr 2015 spielt nur an einem einzigen Ort, in einem noblen Ferienhaus am Chiemsee, und gleicht einem intensiven Kammerspiel. Psychologisch präzise, mit glaubwürdigen, aber sehr unterschiedlichen Charakteren und vielen Spannungsbögen. Ein unterhaltsames Familiendrama, das durch den bevorstehenden Tod des Familienoberhauptes Fahrt aufnimmt. Jetzt hatte das Stück, inszeniert von Niklas Ritter, Premiere am Stadttheater Bremerhaven.

Das Ensemble des Theaterstücks "Ein Großer Aufbruch" von Magnus Vattrodt
Familiengeheimnisse kommen ans Licht und sorgen für Streit. Bild: Stadttheater Bremerhaven | Manja Herrmann

Familienvater Holm ist unheilbar krank, doch bevor er zum Sterben in die Schweiz reisen wird, hat er die wichtigsten Menschen seines Lebens ins Ferienhaus am Chiemsee eingeladen. Eine kleine, intime Runde: seine Ex-Frau, die beiden Töchter, der beste Freund und dessen Ehefrau. Holm möchte sich von einem gelungenen Leben verabschieden. Aber seine Tochter hält gleich zu Anfang dagegen: "Dein Leben ist ein Fiasko". Und von da an geht der Abend auf Talfahrt. Statt würdigem Abschied eine wilde Abrechnung. Peinliche Geheimnisse, verkorkste Familienbeziehungen, heimliche Liebschaften. Die Mutter war drogensüchtig. Die eine Tochter arbeitet zu viel, die andere bekommt nichts auf die Reihe. Bei den besten Freunden schwere Ehekrise. Und mittendrin der sterbenskranke Vater, der auch noch pleite ist. Geschrei, Tränen und sogar ein Pistolenschuss – die Emotionen kochen hoch am Esstisch.

Nah an der Filmvorlage, aber mit schlichter Ausstattung

In der Mitte der Bühne befindet sich ein langen Esstisch, dahinter ein Panaromafenster, aus dem man in die Nacht blickt. Es schneit und die hellen Schneeflocken funkeln wie Sterne. Das wirkt fast wie ein Ausblick in die Unendlichkeit des Alls oder ins Jenseits. Links die Garderobe und rechts die Küche erinnern allerdings nicht ans luxuriöse Ferienhaus der Filmvorlage, sondern wirken eher etwas billig und spießig.

Im Grunde wurde für die Bühne das Drehbuch von Magnus Vattrodt eins zu eins übernommen, auch in der Länge. Die einzelnen Szenen werden durch kurze Musikeinspielungen getrennt. Die Charaktere kommen ihren Filmvorbildern recht nahe. Auch wenn die TV-Stars natürlich große Fußstapfen hinterlassen haben, konnte das Bremerhavener Bühnenensemble die Geschichte auch gut erzählen. Die großen Gefühle genauso wie die bösen Pointen. Irritierend war allerdings der deklamierenden Sound, wodurch alles etwas künstlich und distanziert wirkte.

Gelungene Inszenierung mit Witz und Tiefgang

Das Ensemble des Theaterstücks "Ein Großer Aufbruch" von Magnus Vattrodt
Theaterszene aus "Ein großer Aufbruch" am Stadttheater Bremerhaven. Bild: Stadttheater Bremerhaven | Manja Herrmann

Eine große Stärke des Theaters ist das unmittelbare Erlebnis, das nicht durch Kameraperspektiven oder Bildschnitte vorgeben wird. Das gilt auch für diese Inszenierung von Niklas Ritter. "Ich bin dem Bühnengeschehen gern gefolgt und habe meine eigenen Beobachtungen gemacht, wie die Figuren miteinander agieren, oder wie sie das Geschehen am Rand verfolgen. Wer den Film noch nicht kennt, erlebt auf jeden Fall einen unterhaltsamen und auch witzigen Theaterabend durchaus mit Tiefgang und mit einem imposanten Schlussbild", sagt unsere Theaterkritikerin Christine Gorny.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Morgen, 15. Januar 2023, 09:38 Uhr

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Sounds mit Sophia Fischer

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