Auf der Bühne Die Nacht gehört den Gedanken: "Die Welt zwischen den Nachrichten"

Für das Stück "Die Welt zwischen den Nachrichten" steht zum ersten Mal ein städteübergreifendes Theaterensemble auf der Bühne, mit sechs Schauspielerinnen und Schauspielern – drei von der Bremer Shakespeare Company und drei aus dem Stadttheater Bremerhaven.

Worum geht es? 

Es ist Nacht und wir hören den fiktiven Radiosender "Nord Nordwest Zwei". Martin Gerlach – gespielt von Markus Seuß – moderiert die Sendung. Diesmal möchte er gern einfach nur zuhören. Bei ihm können Leute anrufen und ihre Lebensgeschichten erzählen. Es gibt auch ein besonderes Motto für die Sendung. Die Menschen sollen erzählen, ob und wie ein Buch, ein Song oder sogar ein Sonett von Shakespeare, sie einmal gerettet hat. Eine ältere Anruferin beschließt zum Bespiel, an ihrem 97. Geburtstag zu sterben. Dazu singt sie von Hildegard Knef: "Ein Sonnenstrahl grüßt sehr gemessen. Den Herbst da draußen, und in mir." Eine andere Frau wird langsam blind. Sie erinnert sich aber noch gut an ein ganz belangloses Gedicht, das an ihrer Kühlschranktür hängt. 

Was gab es zu sehen?

Anfangs sehen wir den Radiomoderator Martin Gerlach allein auf der Bühne – vor sich sein Mikrofon und sein Reglerpult. Ansonsten ist alles dunkel. Im Hintergrund flimmern schwarz-weiß Videos. Nach und nach treten dann die Anruferinnen auf. Im Hintergrund wartet eine mysteriöse Gestalt auf ihren Einsatz: Die Dark Lady Pilz. Auch bei Shakespeare gibt es die Figurr der unergründlichen Dark Lady. Die taucht in einigen Sonetten auf und gibt eigentlich nur Rätsel auf. Die Dark Lady Pilz wird gespielt von Leon Häder. Sie trägt Feinstrümpfe, einen pilzförmigen Hut und ist auf Rollschuhen unterwegs – und zwar ziemlich rasant. Der Starlight-Express kann einpacken. Die Dark Lady Pilz ist ein kleiner Rätsel- und Chaosfaktor im Stück. Vielleicht ist sie auch nur eine Stimme im Kopf der Anruferinnen. Sie ist auf jeden Fall ziemlich unterhaltsam. 

Was sagt unsere Kritikerin?

Jede Figur bleibt schon sehr in ihrer eigenen Geschichte verhaftet. Aber alle haben aus demselben Grund angerufen: Damit ihnen zugehört wird. Und alle bewegen sich in dem Stück in dieser "Welt zwischen den Nachrichten". Das ist bestimmt etwas, das viele gerade nachfühlen können: Jeden Tag prasseln weltpolitische Nachrichten auf uns ein. Das kann sich ganz schön erdrückend anfühlen. Aber dann gibt es da noch diese Zeit mitten in der Nacht, wenn die Welt ein bisschen ruhiger wird. Und wenn dann noch jemand wirklich zuhört, entsteht da schon ein besonderer Raum. Und diese besondere – intime – Atmosphäre zog sich durch das Stück und hat mir gut gefallen.

Die Uraufführung bei der der Bremer Shakespeare Company war am 26. September. Am 29. September wurde "Die Welt zwischen den Nachrichten" zum ersten Mal im Stadttheater Bremerhaven aufgeführt. Danach läuft das Stück in beiden Spielstätten, in Bremen und Bremerhaven, weiter.