Auf der Bühne Glamourös inszeniert: Kästners "Der 35. Mai" als Musical

Autorinnen und Autoren

Christoph Heinrich, Stefanie Dietrich, Claudio Gottschalk-Schmitt und Musicalensemble
Szene aus dem Kindermusical "Der 35. Mai" nach Erich Kästner, im Zentrum: das Zirkuspferd "Nero Caballo" (Stefanie Dietrich) Bild: Theater Bremen | Jörg Landsberg

Zum "Kästner-Jahr" hat das Theater Bremen sein Kinderbuch "Der 35. Mai" als Musical uraufgeführt. Dafür hat das Theater den Regisseur Martin G. Berger beauftragt, zusammen mit Jasper Sonne und Michael Ellis Ingram, das Stück zu komponieren.

Worum geht es in “Der 35. Mai“?

Szene mit Christoph Heinrich, Claudio Gottschalk-Schmitt und Stefanie Dietrich
v. l.: Onkel Ringelhut (Christoph Heinrich), Konrad (Claudio Gottschalk-Schmitt) und Nero Caballo (Stefanie Dietrich) Bild: Theater Bremen | Jörg Landsberg

"Der 35. Mai" gehört zu Erichs Kästners unbekannteren Büchern. Darin geht es um eine abenteuerliche Reise. Sie beginnt mit Konrad, der für die Schule einen Aufsatz über die Südsee schreiben muss. Doch der Junge schreibt nicht gern, sondern rechnet lieber. Aber Konrad hat einen Onkel, den Apotheker Ringelhuth. Der ist ein bisschen absonderlich und behauptet, es gäbe den 35. Mai. Doch es wird noch verrückter, als ein Zirkuspferd klingelt und beschließt: "Wir fahren jetzt alle zusammen in die Südsee!" Und so reist das Trio durch einen Schrank zu fünf verschiedenen Fantasiewelten, bis sie am Ende in der Südsee landen. Das ist keine klassische Südsee mit Palmen, sondern eine Metapher für die Fantasie.

Was war auf der Bühne zu hören und zu sehen?

Regisseur Martin G. Berger hat das Musical mit viel Glamour inszeniert. Optisch wurde an nichts gespart. Es gab glitzernde Einteiler für Männer und Frauen, ausdruckstarkes Make-Up und Tänzer und Tänzerinnen im Stil von Mary Poppins. Auch die Musik war beeindruckend: Es klang pompös, mitreißend und hatte teilweise echtes Ohrwurm-Potential.

Gab es ein Highlight?

Herausgestochen hat die Figur des alten Zirkuspferds "Nero Caballo", gesungen und gespielt von Stefanie Dietrich. Für sie gab es am Ende auch gefühlt den dicksten Applaus und das zu Recht, denn sie hat die Rolle des alten Zirkuspferdes mit Gymnasialbildung einfach sehr charmant und witzig angenommen. Hier war auch das Kostüm herausragend: ein glänzender, schwarzer Pailletten-Body, dazu Stepptanz-Schuhe und ein gewaltiger Turm aus Federschmuck auf dem Kopf. Den hat Stefanie Dietrich den ganzen Abend mühelos über die Bühne balanciert. Zusammen mit den Bremer Philharmonikern hat sie den Abend wirklich zum Funkeln gebracht.

An wen richtet sich das Stück?

Düberg, Gottschalk-Schmitt und Chor
Der "Zukunftsmensch" (Fabian Düberg), dahinter Konrad und der Chor Bild: Theater Bremen | Jörg Landsberg

Das Musical ist für Kinder ab acht Jahren gedacht, aber manche Ebenen erschließen sich vielleicht eher den Erwachsenen: so zum Beispiel die Konsumkritik im Schlaraffenland oder die Persiflage auf toxische Männlichkeit im Land der Vergangenheit. Auch musikalisch war es an manchen Stellen doch herausfordernd, wie zum Beispiel im Land "Elektropolis", da wurde das Musical fast zur Arie. Und mit knapp drei Stunden inklusive Pause ist das Stück auch nur was für Kinder mit gutem Sitzfleisch.

Was sagt unsere Kritikerin?

Der Humor wiederum war stellenweise etwas klamaukig, die Bewegungen zu übertrieben. Es ist eine Gratwanderung zwischen dem was Kindern und Erwachsenen jeweils gefällt. Dass "Der 35. Mai" nicht als Theaterstück, sondern als Musical auf die Bühne kommt, ist an sich schon sehr spannend. Das Genre hat ja auf der einen Seite etwas eher Leichtes, Seichtes an sich, aber das Stück enthält durchaus auch gesellschaftskritische Aspekte. Das besondere an Kästners Kinderbüchern war ja, dass da Kinder autonom handeln. Kästner nahm Kinder stets als kluge und eigenständige Wesen war – und so traut das Theater Bremen Kindern mit diesem Stück auch etwas zu.

Hintergrund: Wie aus dem Kinderbuch ein Musical wurde

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Morgen, 21. Oktober 2024, 10:10 Uhr

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