Die Morgenandacht Was Friedhöfe so besonders macht

Andreas Egbers-Nankemann

Die Morgenandacht Was Friedhöfe so besonders macht

Andreas Egbers-Nankemann nutzt den Friedhof gern als Ort der Ruhe und Erholung. Rücksichtnahme sollte selbstverständlich sein, meint er.

Bild: Radio Bremen | Marin von Minden

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Andreas Egbers-Nankemann nutzt den Friedhof gern als Ort der Ruhe und Erholung. Rücksichtnahme sollte selbstverständlich sein, meint er.

"Ey, habt Ihr keinen Respekt vor dem Tod!?!", höre ich hinter mir einen trauernden Angehörigen schimpfen, als zwei Radfahrer laut klingelnd an einem Trauerzug auf dem Friedhof vorbeirasen. "Unmöglich", "Unverschämt", "eine Frechheit", beklagen andere dieses Verhalten. Ich kann da nur zustimmen. Immer wieder erlebe ich auf Friedhöfen solche Respektlosigkeiten.

Manchmal weigern sich Autofahrer, anzuhalten und den Motor ihres Fahrzeugs auszustellen, bis eine Trauergesellschaft mit dem Sarg an ihnen vorbeigezogen ist. Manchmal sind es auch Radfahrer oder Jogger, die kein Interesse haben, sich angemessen diskret zu verhalten. Spielt der Respekt vor dem Tod, die Auseinandersetzung mit dem Sterben und Abschied-Nehmen keine Rolle mehr? Für Manche scheint der Friedhof eine normale Grünanlage, einfach ein öffentlicher Park zu sein, der keine besondere Rücksichtnahme erfordert. Die besondere Würde dieses Ortes erreicht sie anscheinend nicht.

Ich selbst nutze den Friedhof auch gern als Ort der Ruhe und der Erholung; gerade der große, weitläufige Osterholzer Friedhof begeistert durch seine schönen Anlagen. Er lädt ein zum Spazierengehen und zur Begegnung mit Pflanzen, Tieren und gelungener Architektur. Gleichzeitig bleibt der Friedhof in erster Linie ein Ort der letzten Ruhestätte für viele Verstorbene, ein Ort der Trauer und der Verbundenheit für die Hinterbliebenen. Dass hier besondere Regeln gelten, steht natürlich in der Friedhofsordnung. Es sollte allerdings auch ohne Regelwerk eine Selbstverständlichkeit sein.

Der Moment des Abschied-Nehmens, wenn Angehörige und Freunde ihre Verstorbenen auf dem Letzten Weg begleiten, ist eine emotionale Ausnahmesituation. "Trauernde trösten" gehört zu den christlichen Werken der Barmherzigkeit. Es ist für Trauernde schon tröstend, wenn sie erleben, dass man sie sieht und auf sie Rücksicht nimmt. So zeigt man, dass man Anteil nimmt. Normalerweise funktioniert dies auch problemlos: Sobald sich ein Trauerzug nähert, schalten die arbeitenden Gärtner ihre lärmenden Fahrzeuge oder Geräte aus, Autofahrer halten mit ihrem Fahrzeug am Wegesrand und stellen den Motor ab, Fußgänger und Radfahrer verhalten sich so, dass sie die Trauergesellschaft nicht stören – nehmen Rücksicht und zeigen Respekt.

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  • Andreas Egbers-Nankemann

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