Die Morgenandacht Was Vertrauen und Trost verbindet

Ingo Wilberding
Ingo Wilberding

Die Morgenandacht Was Vertrauen und Trost verbindet

Der Advent könnte eine Zeit für echten Trost, sagt Caritas-Mitarbeiter Ingo Wilberding. Für das Hinsehen, die Benennung und die Zuwendung.

Bild: Katholischer Gemeindeverband Bremen

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Der Advent könnte eine Zeit für echten Trost, sagt Caritas-Mitarbeiter Ingo Wilberding. Für das Hinsehen, die Benennung und die Zuwendung.

"Tröstet, tröstet mein Volk." Eine der für mich bewegendsten Bibelstellen. "Tröstet, tröstet mein Volk", so beginnt Jesaja die Gottesrede an das Volk Israel, das in babylonischer Gefangenschaft lebt. Lange schon hielt die düstere Zeit an, und in starken Bildern stehen sich die Heilsworte Gottes vom Kommen seiner Herrlichkeit als gute Zeit für alle Menschen und die schweren, dunklen Bilder der Knechtschaft der Israeliten gegenüber. Und doch steht da dieser Prophet, Jesaja, und erinnert die Menschen an ihre Stärke, an ihre Freude, an ihre Gemeinschaft als Gemeinde von Jerusalem, die mit lauter Stimme sprechen und Gott loben soll und kann. "Tröstet, tröstet mein Volk."

Also: Was ist dieser "Trost"? Sprachlich ist unser Wort "Trost" verwandt mit "treu" oder "vertrauen", im Englischen "to trust". Trösten und Vertrauen gehören zusammen. Ich kann nur jemanden trösten, der mir ein gewisses Vertrauen entgegenbringt. Im Hebräischen – also auch hier bei Jesaja – schwingt im Wort trösten auch noch das Seufzen mit: Wenn ich jemanden tröste, dann leide ich ein Stück weit mit dieser Person mit. Ich mache mir die Not meines Gegenübers ansatzweise zu eigen. Ich versetze mich in seine Situation und versuche zu empfinden, wie es ihm jetzt zumute ist.

In unserer Sprache drücken eine Reihe von Wörtern die Erfahrung aus, dass nicht alle Trostversuche auch als Trost ankommen. So reden wir zum Beispiel von einem "billigen Trost", "vertrösten", "Trostpflaster" – alles Worte, die signalisieren: Das eigentliche Leiden ist entweder gar nicht gesehen worden – oder zu schnell zugedeckt oder "zugetextet". Das Trösten bedeutet zuerst einmal konkret und praktisch eine Zuwendung. Mit weniger geht es nicht! Nur so ein schnelles "Hallo, wie geht’s?" oder "Es wird dann schon wieder!" wirkt hier nicht. Wer sich die Not eines Mitmenschen zu eigen machen will, braucht ein gewisses Maß an Zeit. Wenn ich ständig auf die Uhr oder aufs Handy schaue, wird mein Gegenüber kaum aus sich herausgehen.

"Redet Jerusalem zu Herzen." So würde es Jesaja ausdrücken. Dieses "zu Herzen reden" meint wohl: Hinsehen, Klartext reden, kein Verschleiern von offensichtlichen Tatsachen. Tröstet, tröstet mein Volk. Vielleicht ist gerade der Advent die Zeit für echten Trost. Im Hinsehen, Benennen und in der Zuwendung.

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  • Ingo Wilberding

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Gesprächszeit mit Katrin Krämer

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