Die Morgenandacht Sei nicht so hart zu dir selbst

Fabienne Torst
Fabienne Torst

Die Morgenandacht Sei nicht so hart zu dir selbst

Wenn Jugendreferentin Fabienne Torst an sich selbst zweifelt, stellt sie sich vor, dass Gott zu ihr sagt, sie solle nicht so hart zu sich selbst sein.

Bild: Katholischer Gemeindeverband Bremen

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Wenn Jugendreferentin Fabienne Torst an sich selbst zweifelt, stellt sie sich vor, dass Gott zu ihr sagt, sie solle nicht so hart zu sich selbst sein.

Anfang dieses Jahres war ich in der Reha. Diagnose: Burn-out. Ein ziemlicher Schlag in die Magengrube. Aber wenn ich ehrlich bin, waren die Warnzeichen schon lange im Voraus da. Vor allem mein Körper hatte mir schon früh signalisiert, dass er an seiner Belastungsgrenze angekommen war. Doch ist es schwer, sich einzugestehen, dass man die Reißleine ziehen muss. Es ist nicht leicht zu akzeptieren, dass die Kräfte nicht mehr reichen. Und vor allem fällt es schwer, sich einzugestehen, dass man "gescheitert" ist. Es war einfach zu viel.

Ich habe mich in den letzten Jahren sehr unter Druck gesetzt. Ich wollte perfekt sein. Ich wollte alles richtig machen, allen gerecht werden, alles schaffen und alles können. Ich wollte allen beweisen, dass ich gut bin in meinem Job. Aber vor allem wollte ich der Welt beweisen, dass ICH gut bin. Als Mensch. Als Fabienne. Ich weiß nicht, ob Sie das Gefühl kennen, den Gedanken, dass man nur, wenn man etwas leistet, auch ein Jemand ist. Ich habe mich zuletzt nur noch über das, was ich getan habe, definiert, nicht über das, was ich bin. Jede Kritik an meiner Arbeit, war auch eine Kritik an mir. Habe ich einen Fehler gemacht, habe ich mich sofort gefragt, ob ich ein Fehler bin.

Wie Sie sich vorstellen können, ist so zu denken, nicht gesund. Die Auswirkungen davon, brachten mich in die Reha. Dort habe ich mich so intensiv mit mir selbst auseinandergesetzt, wie ich es noch nie getan habe. In Oberfranken habe ich die Verbindung zu mir selbst wiedergefunden. Und den Glauben daran, dass es okay ist, nicht alles zu schaffen. Eine Tatsache, von der ich als Christin eigentlich überzeugt bin.

In meiner Arbeit als Seelsorgerin erzähle ich den Menschen ständig, dass es zum Leben dazu gehöre, zu scheitern. Dass es normal sei, Fehler zu machen. Und dass es dort, wo man sich schuldig macht, auch Vergebung gibt. Weil ich nämlich davon überzeugt bin, dass wir geliebt werden. Und das bedingungslos. Und, dass wir so, wie wir sind, in Ordnung sind. Das ist mein Anspruch, mein Glaubenssatz. Es ist ein Anspruch, den ich anderen gegenüber gut vertreten und auch einlösen kann. Da mutet es schon komisch an, dass ausgerechnet ich diejenige war, die ihren eigenen Worten nicht trauen konnte.

Ich frage mich, warum ich, wenn es um mich geht, andere Maßstäbe setze als bei anderen? Warum versuche ich, so zu sein, wie andere mich haben wollen? Warum habe ich mich selbst aufgegeben? Ehrlicherweise kann ich auch jetzt noch keine eindeutige Antwort auf diese Fragen geben. Aber ich bin dabei es herauszufinden. Manchmal sind da noch Zweifel. Sie verschwinden nicht einfach so. Aber wenn ich zweifle, versuche ich mir vorzustellen, dass Gott folgende Worte zu mir, zu uns Menschen, spricht: "Hey, sei nicht so hart zu dir selbst. Es ist okay, wenn du fällst. Du brauchst nur weiterzugehen." Genau das versuche ich. Jeden Tag.

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