Die Morgenandacht Der Engel im Schreibwarenladen

Frauke Löffler
Frauke Löffler

Die Morgenandacht Der Engel im Schreibwarenladen

Pastorin Frauke Löffler geht in dieser Woche auf Entdeckungsreise. Sie sucht Engel im Alltag. Heute findet sie einen hinter dem Tresen in einem Schreibwarenladen.

Bild: Bremische Evangelische Kirche

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Pastorin Frauke Löffler geht in dieser Woche auf Entdeckungsreise. Sie sucht Engel im Alltag. Heute findet sie einen hinter dem Tresen in einem Schreibwarenladen.

"Sie müssen mir helfen!" Energisch drängelt sich ein älterer Mann mit Smartphone in der Hand zum Tresen des kleinen Schreibwarenladens. "Sie müssen mir helfen!" wiederholt er und es klingt fast verzweifelt. In meinem Kopf spielen sich schon verschiedene Szenarien ab, was die Verzweiflung ausgelöst haben könnte. Aber er reicht das Smartphone einer Mitarbeiterin und sagt: "Ich brauche das für meinen Enkel, aber ich habe meine Brille vergessen." Ruhig und freundlich nimmt die Mitarbeiterin das Telefon und beginnt, vorzulesen und mir wird klar: der kleine Enkel ist gerade in die Schule gekommen. Der Opa soll nun die entsprechenden Hefte und Mappen besorgen und hat ein Foto von dem Zettel dabei, auf dem alles drauf steht. Vielleicht hat die Mama es ihm fotografiert oder die Oma, weil er gesagt hat: das Schreibzeugs kann ich ja besorgen! Und nun steht er da, fast verzweifelt, weil die Besorgung an der vergessenen Brille zu scheitern droht.

Aber zum Glück hilft die Frau hinter dem Tresen weiter, sucht geübt alles zusammen und kann sogar auch noch sagen, wo er das bekommt, was sie nicht im Laden hat. Er seufzt vernehmlich, sagt: "Danke, Sie sind ein Engel!", zahlt und verlässt den Laden. Die Mitarbeiterin grinst mich an und sagt: "So schnell wird man zum Engel!". Tja, man möchte meinen, dass ein paar Schreibhefte und Mappen eigentlich nicht das sind, was einen zum Engel macht. Aber für diesen Mann war es offenbar von großer Bedeutung, diese Aufgabe zu erledigen. Vielleicht war er zu Besuch und froh, auch einen Part bei der Einschulung übernehmen zu können. Vielleicht vergisst er immer wieder seine Brille und der Auftrag wurde schon begleitet von einem "Vergiss aber nicht wieder deine Brille!". Oder aber seine Tochter hatte aufgeregt bei ihm angerufen und ihn gebeten, die Sachen zu besorgen, weil sie es selbst nicht mehr schaffen würde oder, oder, oder. Und so wurde die Mitarbeiterin in diesem Schreibwarenladen für ihn zum Engel.

Manchmal sind es nur Kleinigkeiten, die aber genau den Unterschied machen: bei Elia, zum Beispiel, von dem im Alten Testament erzählt wird. In seinem Leben war viel schief gegangen. Und dann war er kopflos weg gelaufen, hinein in die Wüste. Und als er nicht mehr weiter konnte, legte er sich einfach hin. Und dann kommt ein Engel vorbei und bringt ihm Brot und Wasser. Brot und Wasser, nichts Besonderes, könnte man sagen. Aber in diesem Moment genau das richtige, genau das, was er braucht.

Manchmal sind es vielleicht nur Kleinigkeiten, die aber Entscheidendes verändern und die wie von Engelshand in unserem Leben passieren, so wie vor kurzem, als ich – aber das ist eine andere Geschichte.


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  • Frauke Löffler

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