Im Porträt Für Christian Schulte-Loh sind pöbelnde Zuschauer kein Problem
Standdatum: 25. Januar 2025.
Christian Schulte-Loh ist Botschafter des deutschen Humors. Der zwei Meter große Komiker aus dem Ruhrgebiet schaffte seinen Durchbruch als Comedian in Großbritannien.
Von London nach Berlin und Bremen und wieder zurück: Komiker, Moderator und Autor Christian Schulte-Loh pendelt zwischen den Ländern. Auf der Bühne überrascht der Mann mit dem ansteckenden Lächeln und einer Körpergröße von zwei Metern so manches Publikum: "Es gibt manchmal so ganz niedrige Decken in den britischen Comedy Clubs. Für mich war Stand-up-Comedy auch mal Sit-Down-Comedy. Dass ich gesagt hab: Ich setz mich hin."
Sein Mathelehrer warf ihn aus der Klasse
Damals in der Schule, so erzählt Christian Schule-Loh die Geschichte seiner Karriere, hatte er den "Instinkt immer noch was zu sagen, wenn alle anderen schon fertig waren." Seine großen Schätze waren die Schallplatten von Otto Waalkes und Heinz Erhardt: "Mein Mathelehrer hat damals einen schönen Satz ins Klassenbuch eingetragen: 'Schulte-Loh zum Selbstschutz dem Raum verwiesen. Ich kann in meinem hohen Alter das ewige Gequake einfach nicht mehr ertragen'. Besser als jede Besprechung in der Presse."
Mach dich selbst klein, dann kannst du über Andere reden. Das ist das Rezept in England.
Christian Schulte-Loh über die Humorunterschiede zwischen Briten und Deutschen
Dieser "Self-Deprecating Humor" – also Humor durch Eigen-Spott – ist eine britische Spezialität. Hierzulande, sagt Schulte-Loh, kommt das nicht immer gut an: "Mach dich selbst klein, dann kannst du über Andere reden. Das ist das Rezept in England. Ich war im Quatsch Comedy Club in Berlin und hab mich sehr sehr klein gemacht. Das Deutsche Publikum hat dann anders reagiert! 'Du bist doch ganz toll, mach dich nicht so klein, du bist doch in Ordnung wie du bist!' Da hab ich gemerkt, ist wohl doch ein bisschen anders, der Humor."
Entdeckt durch britischen Comedy-Produzenten
Dabei war Christian Schulte-Loh nach der Schule eigentlich schon ein Studienplatz in den Rechtswissenschaften sicher. Statt Jura in Osnabrück wurde es dann Medienmanagment in Mittweida: "Ich wäre kein guter Jurist geworden. Man merkt mir das Lügen an." Und deswegen eben doch: geradeheraus und ungefiltert.
Ich glaube, er wollte, dass ein Deutscher den britischen Zuschauern zum Fraß vorgeworfen wird.
Christian Schulte-Loh über sein den Comedy-Produzenten Don Ward
Im Auslandssemester, ermutigt durch die Fremdsprache Englisch, wagt er sich an die ersten Comedy-Auftritte. Und macht kurz darauf den britischen Comedy-Produzenten Don Ward auf sich aufmerksam: "Der fand das irgendwie gut. Ich glaube, dass der auch wollte, dass ein Deutscher den Britischen Zuschauern zum Fraß vorgeworfen wird, insgeheim."
Auch pöbelnde Zuschauer nimmt er locker
"Nicht lachen, ich bin deutsch!" heißt Schulte-Lohs erstes Bühnenprogramm in Großbritannien. Mit dem Publikum auf eine Wellenlänge kommen. Das sei die Kunst. Das Lachen passiere dann automatisch: "Man muss 'ne gemeinsame Ebene bilden oder finden mit den Leuten. Und dann geht das!" Pöbelnde Zuschauer – auf Englisch "Heckler" – seien für ihn auch kein Problem. Das Problem, sagt er lachend, war am Anfang ein ganz anderes: "Das allerschlimmste Szenario ist, wenn man abbricht, weggeht, und es keiner merkt. Das ist das Schlimmste!"
Er erzählt das, als käme es ständig vor. Und macht sich dabei wieder einmal kleiner, als er ist. Seit über 20 Jahren unterhält Christian Schulte-Loh Zuschauer auf der ganzen Welt. Mit Stand-Up-Programmen in mittlerweile über 30 Ländern, regelmäßigen Auftritten im Fernsehen, Büchern mit Titeln wie "Zum Lachen auf die Insel" und "Es gibt einen Gott und ihr ist langweilig". Christian Schulte-Loh ist ein souveräner und charmanter… ja was denn eigentlich? Spaßmacher? Comedian? Mit seiner Berufsbezeichnung tut er sich manchmal schwer: "…Komiker? Kabarettist? Wenn ich gefragt werde, von einem Taxifahrer, einer Taxifahrerin, irgendwo im Alltag, wenn ich keine Lust auf ein Gespräch hab, dann sag ich: Ich arbeite bei einer Versicherung. Dann kommt keine Nachfrage!"
Christian Schulte-Loh bei "Nuhr im Ersten"
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Gesprächszeit, 25. Januar 2025, 11:05 Uhr