Im Porträt Wie Ilona Rieke die Stars zum Filmfest Bremen lockt

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Porträt von Ilona Rieke
Ilona Rieke hat zusammen mit Matthias Greving das Filmfest Bremen gegründet. Bild: Filmfest Bremen

Ilona Rieke rollt den roten Teppich aus: In diesem Jahr hat die künstlerische Leiterin des Filmfests Bremen die britische Regielegende Stephen Frears nach Bremen geholt. 2015 stellte sie zusammen mit Matthias Greving das erste Filmfest Bremen auf die Beine.

Porträt von Ilona Rieke

10 Jahre Filmfest Bremen: Ilona Rieke über Stars und Pannen

Ilona Rieke rollt den roten Teppich aus: In diesem Jahr hat die künstlerische Leiterin des Filmfests Bremen die britische Regielegende Stephen Frears nach Bremen gelockt.

Bild: Filmfest Bremen

"Hartnäckig bleiben, sich nicht zu sehr den Meinungen anderer beugen und selbstbewusst sein" – diese Tipps würde Ilona Rieke ihrem zehn Jahre jüngeren Ich gern mitgeben. Nach zehn Jahren Filmfest in Bremen kann die heute 45-Jährige auf einige Erfolge zurückblicken. Nach drei Jahren mit ausschließlich regionalen Produktionen wurde das Filmfest Bremen schnell mit internationalen Wettbewerben aufgewertet. "Ab da hatten wir Hunderte von Einreichungen", erinnert sich Rieke.

Ich glaube, Bremen weiß das zu schätzen.

Ilona Rieke über den Glamour-Faktor des Bremer Filmfests

116 Filme hat Ilona Rieke in diesem Jahr mit ins Programm genommen. Den Filmpreis bekommt der britische Filmemacher Stephen Frears, der in den Achtzigern mit dem Film "Mein wunderbarer Waschsalon" den Durchbruch feierte und viel Aufmerksamkeit für "Die Queen", "Gefährliche Liebschaften" oder die Verfilmung des Kultromans "High Fidelity" bekam. Letztes Jahr hatten Rieke und ihr Filmfest-Team Schauspieler und Produzent John Malkovich für sein filmisches Gesamtwerk auszeichnen können. "Wenn man solche Leute nach Bremen holt, ist das sowohl fürs Publikum als auch die Bremer Filmszene schon ein Geschenk. Und ich glaube, Bremen weiß das zu schätzen."

Mit John Malkovich auf Ratskeller-Tour

Als künstlerische Leiterin des Filmfests ist es auch ihre Aufgabe, die Stars während ihres Aufenthaltes in Bremen zu betreuen. Für Weinliebhaber John Malkovich organisierte sie eine Ratskeller-Tour. Der finnische Filmregisseur Aki Kaurismäki dagegen blieb eine Herausforderung für Ilona Rieke: "Er hat es am Ende nicht nach Bremen geschafft, weil sein Cadillac liegen geblieben ist. Er hat sich geweigert – er hat große Flugangst – auf ein anderes Medium des Transports umzusteigen." Bis heute schreibt Kaurismäki ihr Mails, dass er den Preis noch abholen will, schmunzelt Rieke.

Das Filmfest im Bremer Goethe Theater mit prominenten Gästen
Im letzten Jahr durfte das Filmfest Bremen den Regisseur John Malkovich begrüßen. (Hier zwischen Bürgermeister Andreas Bovenschulte und Senatorin Kristina Vogt) Bild: Radio Bremen

Da ist technisch so ziemlich alles schiefgelaufen, was schieflaufen kann. Es war wie ein einziger langer Loriot-Sketch.

Ilona Rieke über ihren schlimmsten Filmfest-Moment

Und natürlich läuft nicht immer alles glatt. 2019 stellte Rieke zum ersten Mal eine Gala mit Stargast Caroline Link auf die Beine. Ein denkwürdiger Abend: "Da ist technisch so ziemlich alles schiefgelaufen, was schieflaufen kann. Es war wie ein einziger langer Loriot-Sketch. Der Projektor ist abgeschmiert, die Funkverbindung fiel aus, die Regie wusste nicht mehr, wie sie mit den Moderatorinnen kommunizieren soll und das Musikensemble wusste nicht, wann es aufhören sollte zu spielen." Immerhin: Das Publikum hat sich amüsiert, erinnert sich Rieke, die gekonnt improvisierte: "Man muss einfach möglichst souverän durch das Chaos stapfen." Dafür erinnert sich gern an den Abend, als Regisseur Andreas Dreesen mit seinem Film "Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush" zu Gast war. Cast, Crew und auch die Bremer Familie von Guantanamo-Häftling Murat Kurnaz war mit im Saal. "Es war so emotional. Das war so ein richtiger Gänsehaut-Moment."

David Lynch-Fan der ersten Stunde

Geboren ist Ilona Rieke in Hannover. Das Visuelle hat sie früh angesprochen, obwohl ihre Familie weder besonders Kunst- oder Film-affin war. Fernsehverbote gab es kaum, die kleine Ilona durfte vieles in der Flimmerkiste anschauen: "Das waren Welten, die mich fasziniert haben und ich bin gerne in diese Welten abgetaucht." Anfang der Neunziger ließ sie sich von der US-Serie "Twin Peaks" begeistern: "Das hat mich derart geflasht, ich war absoluter David Lynch-Fan seit der ersten Stunde." Ihr Studium von Kulturwissenschaften, Anglistik und Philosophie führte sie nach Bremen, dessen Vorzüge sie schon als Studentin schnell schätzen lernte: "Es ist klein genug, dass man viele Leute kennt und sehr schnell viel bewegen kann. Und es ist groß genug, dass man die Vorzüge einer Großstadt hat."

2015 fing alles an

Volles Auditorium im Bremer Theater am Goetheplatz, auf der Bühne Sprecher und Filmfest-Leinwand
Auch in diesem Jahr will das Filmfest Bremen wieder Tausende in die Bremer Kinos locken. Bild: Manja Herrmann

In ihrem Hauptjob beim Filmbüro Bremen kümmert sich Rieke heute um die kulturelle Filmförderung und ist Anlaufpunkt für junge Filmschaffende, die noch ganz am Anfang stehen. Sie knüpft Netzwerke und organisiert Veranstaltungen und lernte dabei 2015 den Bremer Filmproduzenten Matthias Greving kennen. Die Idee eines Bremer Filmfests war geboren, denn beide waren überzeugt: In Bremen wird viel Tolles produziert, aber nur wenige Menschen bekommen etwas davon mit. "Und das muss man doch dringend mal ändern", waren sich beide einig.

Mit jedem Jahr wird es einen Tick einfacher, wenn man sich einen guten Ruf erarbeitet.

Ilona Rieke über die Früchte ihrer Arbeit

Anfangs wurden sie für ihre Filmfest-Idee belächelt. Aber Ilona Rieke ist froh, dass sie sich damals nicht haben entmutigen lassen und mit viel Unternehmergeist innerhalb von vier Monaten das erste Filmfest Bremen aus dem Boden gestampft haben: "Mit jedem Jahr wird es einen Tick einfacher, wenn man sich einen guten Ruf erarbeitet." In diesem Jahr feiert das Festival schon seit zehnjähriges Bestehen und lockt wieder tausende Bremerinnen und Bremer ins Kino.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Gesprächszeit, 19. März 2025, 18:05 Uhr

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