Im Porträt Felix Klieser spielt sein Horn ohne Hände
Standdatum: 23. Januar 2025.
Felix Klieser wurde ohne Arme geboren. Trotzdem bestand er als Kind hartnäckig darauf, das Hornspielen zu lernen. Sein Instrument spielt der Profimusiker mit den Zehen seines Fußes.
Haben Sie schon einmal Applaus dafür bekommen, dass Sie mit ihrer linken Hand die Zahnbürste gegriffen und mit der rechten Zahnpasta drauf gemacht haben? "Sehen Sie!", würde Felix Klieser jetzt sagen, weil es für Sie ganz normal ist, sich so die Zähne zu putzen. Deshalb möchte der Musiker auch nicht lange darüber sprechen, dass er alles mit seinen Füßen macht: mit Messer und Gabel essen, das Horn spielen und sich die Zähne putzen.
Zwei Jahre für "Alle meine Entchen"
Felix Klieser ist ausgezeichneter Hornist, der von einem Orchester begleitet auf den großen Bühnen der Welt spielt: Hamburg, Amsterdam, London und Toronto sind nur einige Beispiele. Sein Horn spielt er mit den Füßen, weil er ohne Arme zur Welt gekommen ist. Seitdem er vier Jahre alt ist, macht er das schon so.
Mittlerweile ist die Bühne der Ort, an dem ich mich am wohlsten fühle.
Felix Klieser über seine Auftritte als Hornist
Seit ihm sein Lehrer in der Musikschule in Göttingen eine Mozart-CD von einem Hornisten mitgegeben hat, war es der Wunsch von Felix Klieser, einmal auf der Extra-Bühne zu stehen und mit einem Orchester im Rücken das Horn zu spielen. Es habe zwar eineinhalb Jahre gedauert, bis er "Alle meine Entchen" spielen konnte, sagt Felix Klieser selbst, aber den Wunsch hat er sich erfüllt und das gleich mehrfach. "Mittlerweile ist die Bühne der Ort, an dem ich mich am wohlsten fühle, an dem ich am entspanntesten bin", erzählt der Hornist.
Das Hornspielen ist ein großes Abenteuer
Ob die Zuschauerinnen und Zuschauer die Karten für seine Konzerte kaufen, um seine Virtuosität am Horn zu erleben, oder um zu sehen wie jemand das Horn mit den Füßen spielt, sei ihm egal. "Im Grunde genommen, ist das Hornspielen für mich nur ein großes Abenteuer."
Wir können selbst entscheiden, was wir erreichen wollen.
Felix Klieser über Möglichkeiten und den Ehrgeiz, seine Ziele zu erreichen.
Während der heute Mitte 30-Jährige sein Abitur gemacht hat, stand er schon mit Sting auf der Bühne, nach seinem Studium hat er den "Klassik-Echo" gewonnen. Heute spielt er Konzerte, schreibt Bücher, bringt regelmäßig Alben auf den Markt und hält Vorträge, darüber wie er dahin gekommen ist, wo er heute ist. Warum? "Wenn das selbst bei mir funktioniert, dann können das andere auch machen", sagt er mit einen Augenzwinkern und fügt dann ernster hinzu: "Wir können selbst entscheiden, was wir erreichen wollen und 90 Prozent von dem, können wir selbst beeinflussen."
Scheitern ist nicht das Ende
Und wie hat er das geschafft? Durch viel Geduld, und in dem er die Angst zu Scheitern überwunden hat. Felix Klieser sagt, der Trick sei es, zu erkennen, dass Scheitern eine Option sei und nicht das Ende. Wir sollten uns regelmäßig fragen, was die Konsequenzen sind, wenn wir scheitern, und wie schlimm sind sie überhaupt? Die Antwort sei meistens: "Alles überschaubar."
Es gibt keine Garantie, dass es klappt, aber warum sich die Chance entgehen lassen?
Felix Klieser startet immer einen ersten Versuch.
Deshalb, so Felix Klieser: "Es gibt keine Garantie, dass es klappt, aber warum sich die Chance entgehen lassen?" Wenn er heute auf die Bühne gehe, erlaube er sich insgesamt zehn Fehler. Solange nicht mehr als zehn Fehler passieren, sei es ein toller Konzertabend, sagt der Hornist, und mit dieser Strategie gehe es ihm sehr gut und er sei frei von Lampenfieber: "Im Moment bin ich sehr glücklich mit dem was ich habe."
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Gesprächszeit, 23. Januar 2024, 18:05 Uhr