Frauengeschichte(n) Louise Ebert: Deutschlands erste First Lady kam aus Bremen

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Louise Ebert Poträt
Der Mann an der Seite der Bremerin Louise Ebert war Friedrich Ebert, Reichspräsident in der Weimarer Republik. Bild: Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte

Es gibt Frauen, die zeitlebens vermeintlich im Schatten ihres berühmten Mannes stehen – wie die Bremerin Louise Ebert. Sie war die Frau von Friedrich Ebert, dem ersten Reichskanzler der Weimarer Republik. Bremen-Zwei-Reporterin Jana Wagner stellt sie vor.

Louise Ebert auf der Veranda ihres Hauses

Frauengeschichte(n) Louise Ebert: Deutschlands erste First Lady kam aus Bremen

Es gibt Frauen, die zeitlebens vermeintlich im Schatten ihres berühmten Mannes stehen – wie die Bremerin Louise Ebert. Sie war die Frau von Friedrich Ebert, dem ersten Reichskanzler der Weimarer Republik.

Bild: Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte
Louise Ebert auf der Veranda ihres Hauses
Louise Ebert grenzte sich in ihrer Rolle als Frau des Reichspräsidenten bewusst vom Pomp der Kaiserzeit ab. Bild: Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte

Es ist das Jahr 1895. Die Tische im Lokal "Zur guten Hilfe" sind voll besetzt. Louise Ebert balanciert Essen aus der Küche, zapft Bier. Ihr Mann Friedrich Ebert diskutiert im Nebenraum mit Partei-Genossen. So oder so ähnlich könnte es gewesen sein, Ende des 19. Jahrhunderts in der Bremer Neustadt, Ecke Westerstraße. "Das Lokal florierte sehr gut, obwohl es dem bremischen Militär verboten war, da hinzugehen", erzählt Erika Thies, eine Journalistin im Ruhestand, die sich mit historischen Frauenpersönlichkeiten beschäftigt. Wenn sie über Louise Ebert spricht, dann gerät sie fast ins Schwärmen: "Luise Ebert war eine ganz erstaunliche Frau!"

Da soll er das erste Mal in einer Rede stecken geblieben sein. Und das wurde dann die große Liebe.

Erika Thies über Friedrich Ebert, als er Louise bei einer Veranstaltung sah

"Es kamen da in Bremen eine sehr ungewöhnliche Frau und ein sehr ungewöhnlicher Mann zusammen." Friedrich Ebert kam 1891 nach Bremen, er lernt Louise Rump auf einer Gewerkschafts-Versammlung kennen. Die 18-Jährige arbeitet als Kisten-Kleberin in einer Tabakfabrik. Sie engagiert sich für bessere Arbeitsbedingungen und wird Vize-Vorsitzende eines Holzarbeiterverbandes mit etwa 700 Mitgliedern. Auch der Sattlergeselle Friedrich Ebert ist politisch in der Gewerkschaft aktiv. "Und da soll er das erste Mal in einer seiner Reden stecken geblieben sein. Und das wurde dann die große Liebe. Sie war damals knapp 18 Jahre", sagt Erika Thies über das Kennenlernen von Friedrich und Louise.

Louise Ebert mit Friedrich Ebert und drei kleinen Kindern
Die Familie Ebert hatte fünf Kinder. Zwei Söhne fielen im Ersten Weltkrieg. Bild: Gemeinfrei

Familienleben in Bremen

Ein Jahr später heiraten sie und eröffnen im Jahr darauf die Gaststätte "Zur guten Hilfe". Louise übernimmt die Leitung, ihr Mann steigt in der Bremer Politik auf. Sie bekommen in den nächsten sechs Jahren fünf Kinder. "Louise hatte mit 26 Jahren schon fünf Kinder", weiß Erika Thies.

Auf einem Familienfoto von 1898 hält Louise Ebert ihr drittes Kind auf dem Schoß. Hinter Louise thront Friedrich Ebert: dicker Schnauzbart, schwarzer Anzug, Krawatte. Auf dem Foto wirkt die damals 25-Jährige fast schüchtern. Doch nur wenige Jahre später wird Louise Ebert sich als First Lady in höchsten gesellschaftlichen Kreisen etablieren.

Gesellschaftlicher Aufstieg in Berlin

1905 zieht die Familie nach Berlin, weil Friedrich eine Stelle als Parteisekretär in der SPD annimmt. Für Louise ist die Anfangszeit in den neuen politischen und gesellschaftlichen Kreisen nicht einfach – vor allem ab 1918.

Louise Ebert und Friedrich Ebert gehen über eine verschneite Straße
Die Eberts beim Spaziergang. Bild: Picture Alliance/akg images

"Ebert wurde Reichspräsident und seine Frau quasi Nachfolgerin der Kaiserin Auguste Viktoria. Und natürlich wurde voller Häme auf beide geguckt", sagt Erika Thies. Denn die beiden gelten als einfache Leute. Doch Louise behauptet sich auch in dieser Rolle; sie tritt bescheiden auf und grenzt sie sich bewusst vom Pomp der Kaiserzeit ab. "Es wurde sehr schnell klar, dass sie praktisch eine Idealbesetzung war, die auch von ihrer Vergangenheit als Dienstmädchen souverän damit umging. (…) Nur das Küchenpersonal hatte es nicht so gern, weil sie manchmal in die Küche ging oder sogar anbot Kohlen aus dem Keller zu holen. Das passte dann irgendwie doch nicht."

Ein Leben voller Schicksalsschläge

Louise Ebert etabliert einen neuen Stil als First Lady, der von nun an prägend ist. Dass sie wenig Allüren zeigt, hat auch mit ihrem Aufwachsen in einfachen Verhältnissen zu tun, sagt Thies. Schon mit zwölf Jahren muss sie die Schule verlassen, um als Magd auf einem Bauernhof zu arbeiten. Denn das Geld in der Familie Rump ist knapp. Louise schrieb kurz vor ihrem Tod an ihren Sohn Friedrich: "Sehr viel Schweres und Trübes habe ich in meiner Kindheit und Jugend über mich ergehen lassen müssen."

Ihr Leben ist auch später von Schicksalsschlägen geprägt: Friedrich Ebert stirbt 1925, mit 54 Jahren. Zwei Söhne fallen im Ersten Weltkrieg – und auch ihr dritter Sohn gerät in Gefahr, erinnert sich Erika Thies: "Ihr ältester Sohn kam ins Konzentrationslager und ist dann wieder freigelassen worden, weil die internationale Presse darüber berichtet hatte."

Ich konnte aufs Neue ihre Klugheit, Anmut der Unterhaltung und prächtige Persönlichkeit erfahren.

Bürgermeister Spitta über Louise Ebert

Straße in Bremen erinnert an Louise Ebert

Louise Ebert füllt die Rolle des Präsidentengattin auch nach Eberts Tod mit Aufgaben. Sie wird Schirmherrin der Deutschen Kinderhilfe und organisiert Wohltätigkeitsveranstaltungen. 1947 reist sie noch einmal nach Bremen. Bürgermeister Spitta erinnert sich in seinem Tagebuch an Louise Ebert: "Ich konnte aufs Neue ihre Klugheit, Anmut der Unterhaltung und prächtige Persönlichkeit erfahren."

Mit 81 Jahren stirbt Louise Ebert. Doch ihre Geschichte in Bremen wird bald wieder lebendig: In der Gartenstadt Werdersee soll eine neue Straße der Bremer First Lady gewidmet werden.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 26. März 2022, 13:40.

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