In der Ausstellung Esskultur im Strafvollzug – "A good theory in theory" zeigt Rezepte
Standdatum: 30. September 2024.
Manchmal freut man sich auf das Abendessen, manchmal ist man genervt, weil man abends noch etwas kochen muss. Aber was, wenn man diese Frage jahrelang nicht selbstbestimmt beantworten kann? So ist das für Inhaftierte. Was sie gerne kochen würden, zeigt die neue Ausstellung "A good theory in theory".
Worum geht es in der Ausstellung?
Im Tunnel zwischen der Gesellschaft für aktuelle Kunst und Weserburg im Teerhof in Bremen sind 13 Rahmen installiert, in denen vor allem selbst geschriebene Rezepte zu sehen sind. Rezepte von Inhaftieren aus Deutschland, der Schweiz und Großbritannien zu der Frage: "Was ist das erste Gericht, welches du nach deiner Entlassung mit deinen Liebsten kochen und essen möchtest?". So will die Künstlerin Belia Zanna Geetha Brückner im Grunde nichts anderes als den Geschmack der Freiheit einfangen.
Was ist das Highlight?
Das Highlight ist nicht nur ein besonderes Rezept, dafür ist der Geschmack auch zu individuell – die verschiedenen Wünche reichen von Pasta mit Brokkoli über Udon-Nudel-Suppe bis zum Käsekuchen. Es geht vor allem um das Konzept dahinter. Das gemeinsame Essen kann ja viel mehr sein, als nur eine Mahlzeit zu sich nehmen. Das ist für Belia Zanna Geetha Brückner spannend: "Am Tisch beim Abendessen oder am Frühstückstisch lernt man viel Soziales, es werden Erinnerungen geteilt. Es werden Konflikte gelöst oder man hat einen Konflikt." Am Tisch und beim Essen passiere sehr viel und nach der Sozioligin Eva Barlösius sei eine Tischgemeinschaft wie eine Mikrogemeinschaft – eine Mikrogesellschaft, in der sich verschiedene Dynamiken abzeichnen, erklärt die Künstlerin.
In deutschen Justizvollzugsanstalten werden Mahlzeiten kaum gemeinsam eingenommen. Und in Rezepten steckt ja auch mehr als nur eine Anleitung zum Kochen: Sie vermitteln Wissen und Kultur, schränken aber nicht ein: Zutaten können ausgelassen, hinzugefügt oder ersetzt werden und Mengenangaben können verändert werden.
Lohnt sich der Besuch?
Es ist mal etwas ganz Anderes. Dass die Ausstellung draußen stattfindet, passt zum Thema: Draußen im Freien, gegenteilig also als der Zustand der Inhaftierten. Die Rezepte sind für alle Menschen, die einfach so vorbei laufen und drauf schauen, leicht zugänglich: Vielleicht wird es sogar die meist fotografierte Ausstellung der GAK, denn so kann man sich das Gericht merken, um es nachzukochen. Die Ausstellung ist Teil der "Reframing"-Reihe der GAK, in der sie diese Rahmen draußen bespielen. Maxie Kiwitter, Pressesprecherin der GAK, sagt: "Eine alternative Sprache und alternative Bilder zu dem, was man sonst im öffentlichen Raum so sieht." Eine Ausstellung, die fernab von Reklame und Werbung sei, die ja sonst im öffentlichen Raum dominiere.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 26. September 2024, 14:38 Uhr