In der Ausstellung Alles Eisen: Beeindruckende Eisenskulpturen, die Geschichten erzählen
Standdatum: 2. Dezember 2024.
Die Künstlerin Anna Franziska Schwarzbach ist eine der wenigen Bildhauerinnen, die mit Eisenguss arbeitet. Jetzt sind ihre Skulpturen im Gerhard-Marcks-Haus zu sehen. Die in Berlin lebende Bildhauerin hatte sich in der DDR schon früh einen Namen gemacht. In Westdeutschland ist ihr Werk bisher wenig bekannt.
Was ist in der Ausstellung zu sehen?
Die Ausstellung "Alles Eisen" widmet sich ausschließlich den Eisenskulpturen von Anna Franziska Schwarzbach: Ein schlanker, nackter, halb liegender Narziss, mit kinnlangem Haar, in Eisen dahin gegossen, lässig auf einen Unterarm gestützt, der andere Arm ist locker auf dem Knie drapiert. Neun zarte Kraniche auf langen Beinen, manche recken ihre Flügel in die Höhe. Dann die Oberhofmarschallin, Freifrau von Löwendal tief dekolletiert, selbstbewusster Blick, gerader Rücken. Bei allen Figuren sorgt das Eisen für eine raue Ästhetik, uneben und in rostbraun bis schwarz.
Dass Schwarzbachs Figuren manchmal auch Collagen sind, ist erst auf den zweiten Blick zu erkennen. In ihrer großen Porträtbüste der Bauhaus-Designerin Marianne Brandt hat Schwarzbach ihrer Figur hinten am Hals eine Ofenklappe eingebaut. Der Kopf darüber ist ursprünglich modelliert, mit leicht geöffnetem Mund, die Augen sinnigerweise aufs Wilhelm-Wagenfeld-Museum gegenüber ausgerichtet.
Die Künstlerin modelliert ihre Figuren zunächst in Ton. Von diesen Ton-Modellen werden dann in aufwendigen Verfahren Formen gefertigt, in die schließlich das geschmolzene Eisen gegossen wird. Die Ausstellung zeigt zum Beispiel was passiert, wenn Eisen allzu dünn gegossen wurde: Figuren mit Löchern im Bauch, oder ohne Unterarme. Aber auch der nicht perfekte Guss hat seinen ganz eigenen Reiz.
Was ist das Besondere?
Unter den Figuren in der Ausstellung befinden sich viele bekannte Persönlichkeiten, historische wie zeitgenössische. Ob Schiller und Goethe, die Politikerin Elisabeth Selbert, oder die kleinwüchsige Künstlerfamilie Ovitz. Sie alle haben Schwarzbachs persönliches Interesse geweckt. Ludwig van Beethoven ging ihr nicht mehr aus dem Kopf, nachdem sie eine Biografie gelesen hatte. "Dann musste ich ihn auch auf irgendeine Art und Weise mit den Händen kneten", sagte die Künstlerin.
Lohnt sich ein Besuch?
Anna Franziska Schwarzbach ist in der DDR selbstbestimmt und unabhängig von der staatlich gelenkten Kulturpolitik ihren künstlerischen Weg gegangen. In Westdeutschland hat die 75-jährige Künstlerin bislang wenig Beachtung gefunden, obwohl sie zu den wichtigsten figürlichen Bildhauerinnen in Deutschland zählt. Wer sie nun kennenlernen möchte, erhält im Gerhard-Marcks-Haus einen guten Überblick ihrer eindrucksvollen Eisenskulpturen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 1. Dezember 2024, 15:40 Uhr