In der Ausstellung "Mis(s)treated" rückt Frauen in ein anderes Licht
Standdatum: 24. Februar 2025.

Frauen in der Kunst – oft sind das Musen. Genau damit hat sich eine Gruppe junger Menschen in Bremen kritisch auseinandergesetzt. "New Perceptions" heißt das Jugendkuratorium der Kunsthalle, das die neue Ausstellung "Mis(s)treated" – mehr als Deine Muse" erarbeitet hat.
Was ist in der Ausstellung zu sehen?

Man sieht vor allem Kunstwerke von Frauen. Es geht darum, wegzukommen von der Frau als Objekt der Begierde hin zu allen Körperbildern in unterschiedlichsten Situationen. Dafür hat man sich gegen eine männliche Position entschieden, sagt Noemie von der Gruppe New Perceptions: "Wofür brauchen wir eigentlich die männlichen Positionen, wenn es doch um Frauen geht? Die können sich ja gut genug ausdrücken und Männer sind ja auch schon ziemlich weit vertreten in der Kunstwelt." Das könne auch als eine Kritik an die Kunstwelt verstanden werden und auch an der Sammlung der Kunsthalle selbst. Da gäbe es Lücken: zu wenige weibliche, zu wenige queere, zu wenige postmigrantische Positionen.
Wie ist die Ausstellung aufgebaut?
Es gibt vier Räume in der Ausstellung – im ersten sieht man Werke von Frauen, die oft im Schatten ihrer Ehemänner standen. Wie Camille Claudel, eine Bildhauerin, deren Lehrer und Liebhaber Auguste Rodin oft ihren Namen unter ihren Werken abschnitt. Im zweiten Raum geht es um Körperbilder – dort sind Frauen zu sehen, die teilweise angewidert in die Kamera schauen oder bei alltäglichen Situationen gezeigt werden. Weg von den halbnackt posierenden Körpern. Im dritten Raum geht es um Netzwerke und Solidarität unter Frauen – in der Mitte steht ein Tisch, an dem die Besucher ihre Gedanken aufschreiben und sich dadurch auch selbst vernetzen können. Und im vierten Raum geht es um die Arbeit, die Frauen leisten. Es werden erschöpfte Frauen gezeigt, Bilder von Mutterschaft, aber auch Bilder von sexualisierter Gewalt.
Lohnt sich ein Besuch?

Ja! Die Selbstverständlichkeit, mit der junge Menschen diese Themen angehen, das macht mir Hoffnung. Es wird in der Ausstellung wie nebenbei eine Intersektionalität hergestellt: Die Frauen, die zu sehen sind, sind Schwarz, muslimisch, queer, sie sind erschöpft, nicht superdünn, sind stark und mutig. Und der Blick der jungen Menschen ist in der Ausstellung verankert: Die Mitglieder von New Perceptions sind zwischen 17 und 25 Jahre alt, haben die Bilder teilweise selbst kommentiert und ihren Text eingesprochen, das kann man sich anhören, wenn man durch die Räume läuft. Ich kann diesen frischen Blick auf die Kunst allen nur empfehlen – und diese diversen Perspektiven stehen der Kunsthalle gut.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Vormittag, 22. Februar 2025, 10:10 Uhr