Die Morgenandacht Schuld

Timm Lohse
Timm Lohse

Die Morgenandacht Schuld

Pastor Timm Lohse spricht in dieser Woche über das zentrale Gebet der Christinnen und Christen: Das Vaterunser.
Heute über die Schuld.

Bild: Bremische Evangelische Kirche

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Pastor Timm Lohse spricht in dieser Woche über das zentrale Gebet der Christinnen und Christen: Das Vaterunser.
Heute über die Schuld.

Unser Vater im Himmel: Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Schuld und Vergebung gehören zusammen, aber ebenso Schuld und Sühne. Wir haben ein sensibles Empfinden dafür, ob die Sühne der Schuld angemessen ist: Bei Wahrung der Chance, sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren, sollen Anwälte und Richter ein Urteil finden, das nach unserem Gerechtigkeitssinn der Schwere der Schuld angemessen ist. Wir wiegen und wägen ab: das Maß der Sühne gegen das Maß der Schuld. Vergib uns unsere Schuld wie auch wir vergeben.

Im Vaterunser-Gebet geht es nicht um einen Gerichtsprozess, sondern um den täglichen Prozess des Lebens, in dem wir einander stets etwas schuldig bleiben: das versöhnliche Wort, die helfende Hand, den energischen Widerspruch gegen eine böse Gedankenwelt oder mörderische Hasshetze, das unerschrockene Eintreten für ein friedliches Miteinander. Wem ich dabei etwas schuldig geblieben bin, das weiß ich selbst am besten.

Ich kann es erkennen, wenn ich mich an den mir wichtigen Lebenswerten orientiere und prüfe, ob und wo ich sie verraten habe. Es fällt niemandem leicht, sich seinem Versagen zu stellen. Sich einzugestehen, feige oder ängstlich gewesen zu sein, bequem oder gleichgültig. Sich selbst gegenüber offen und ehrlich zu sein, öffnet den Blick auf die eigene Unzulänglichkeit. Auf das, was wir dem Leben schuldig geblieben sind. Vergib uns unsere Schuld wie auch wir vergeben. Vergebung wird gewährt, wird gegeben, dem Schuldigen wird ver-geben.

Vergebung ist ein Geschenk meines Gegenübers, sei dieses Gegenüber ein Mensch oder sei es Gott. Eine Mutter, ein Vater, eine Freundin, ein Kollege – wenn die mir vergeben, heißt: mir eine neue Chance einräumen – das ist Wasser für die dürstende Seele! Dieses Vergeben wägt nicht Schuld gegen Sühne, sondern befreit von Schuld. Befreit zu neuem Leben. Zu täglich neuem Bemühen, dem Leben gerecht zu werden. Für die Werte einzutreten, die ich schätze und achte. Die haben kein Verfallsdatum, gelten weiterhin, auch wenn ich ihnen mal nicht gerecht wurde.
Liebhaber des Lebens sind dazu in der Lage. Unser Vater im Himmel gehört dazu.
Darum bitten wir ihn im Vaterunsergebet um Vergebung. Um eine neue Chance.


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  • Timm Lohse

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